Anabiose
(grch.), in der
Physiologie der merkwürdige Vorgang, daß gewisse niedere
Pflanzen und
Tiere, nachdem sie längere
Zeit in
Eis
[* 2] eingefroren oder durch den Einfluß anhaltender, bedeutender Wärme
[* 3] oder im luftleeren Raum gänzlich eingetrocknet
und aller Lebensthätigkeit verlustig gegangen waren, unter günstigen Verhältnissen durch Zufuhr von Wärme,
Licht,
[* 4] Luft und Feuchtigkeit wieder belebt und fortpflanzungsfähig werden. Am häufigsten wird die Anabiose
bei eingetrockneten
Infusorien und Rädertierchen, auch bei Schnecken,
[* 5] bisweilen auch bei eingefrorenen Fröschen und Fischen beobachtet.
Eier europäischer Vöge

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Eier.Doch sind in neuerer Zeit gewichtige Bedenken gegen die Richtigkeit dieser Beobachtungen, namentlich soweit sie das Wiederaufleben eingetrockneter Organismen betreffen, geltend gemacht worden, indem man darauf hinwies, daß es sich häufig nicht um ein solches, sondern um eine Entwicklung hinterlassener Eier [* 6] (Dauereier) oder Keimkörper der betreffenden Lebewesen handeln könnte. Vom Scheintod (s. d.) unterscheidet sich der Zustand anabiotischer Wesen dadurch, daß bei jenem immer noch eine geringe Spur von Lebensthätigkeit vorhanden, bei diesem dagegen nicht die geringste Lebenserscheinung mehr wahrnehmbar ist, namentlich Atmung und Verdauung völlig fehlen, beim Wiederbeleben aber sofort wieder in regelrechter Weise von statten gehen.