Atlas (Mehrzahl: Atlanten) ist auch die allgemein gebräuchlich gewordene Benennung einer Sammlung von Himmels-, Land- oder Seekarten,
von Städtegrundrissen, Kupferstichen, anatomischen, chirurgischen, pathologischen, technischen Abbildungen etc.
Dieselbe wurde zuerst von Mercator im 16. Jahrh. für seine Landkartensammlung gebraucht, auf deren Titel Atlas als Träger
[* 11] der
Himmelskugel abgebildet war (s. Landkarten).
[* 12] - In der Baukunst
[* 13] heißen Atlanten herkulische Männergestalten,
welche an Gebäuden anstatt der Säulen oder Pilaster zum Tragen der Vorsprünge, Gesimse etc. oder des Gebälks angebracht
sind (vgl. Karyatiden).
[* 14]
bildete die schon von Homer und Herodot
erwähnte westlichste Grenze der den Alten bekannten Erde. Bei der mächtigen, schroffen Erhebung seiner schneebedeckten Gipfel
über verhältnismäßig schmaler Basis erschien der den Schiffern des westlichen Ozeans als massige, hohe
Säule, welche die Feste des Himmels trug. Die Sagen von Perseus und Herakles knüpfen schon an ihn an; aber bis in die Römerzeit
reichen die Erzählungen, die Fabelhaftes mit Wahrem vermischen.
Den arabischen Geographen schien der gebirgige Nordwestvorsprung Afrikas als eine von den Fluten des MittelländischenMeers und des Atlantischen Ozeans
im N., von den Ebenen der Wüste im S. umschlossene und von der übrigen Welt abgeschiedene
Insel, die sich dem andalusischen Gebirgsland AlGarb gegenüber erhebt, als der äußerste Westen (Magreb el Aksa); anderseits
aber haben die arabischen Geographen den Begriff des Atlasgebirges unnatürlich nach O. hinaus erweitert.
Nach heutigem Begriff reicht das Atlassystem vom KapNun in Marokko bis zum KapBon inTunis. Die durch das ganze Atlassystem auf
eine Länge von fast 2200 km herrschende Richtung ist die aus SW. nach NO., welche im weitern Verlauf in
die aus WSW. nach ONO. übergeht. Was die geologische Beschaffenheit angeht, so tritt das kristallinische Gebirge nur am Nord-
und Südrand und vereinzelt inselförmig im Innern auf. Die wesentlichsten Bildungsglieder des Atlas sind die silurische
und devonische Formation, Jura, Kreide,
[* 17] Nummulitengebirge und die jüngere Tertiärformation.
[* 18]
Der Atlas ist reich an Mineralprodukten, die indessen noch wenig ausgebeutet werden; man gewinnt
Eisen,
[* 19] Blei,
[* 20] Kupfer,
[* 21] Steinsalz und Marmor. Die höchsten Gipfel des Atlas, namentlich in Marokko, sind im Winter mit Schnee
[* 22] bedeckt;
doch reicht keiner bis an die Grenze des ewigen Schnees heran. Eigentliche Gletscherbildung fehlt, Hooker hat aber 1871 alte
Moränen und Zeichen der Eiszeit
[* 23] im marokkanischen Atlas nachgewiesen. Die Bezeichnung »hoher,
großer, kleiner Atlas« ist eine von den Franzosen in Umlauf gebrachte, der keinerlei thatsächliche Verhältnisse entsprechen.
Die Bewohner des Atlas nennen das Gebirge Idrar-n-Deren. Die Hauptkette des Atlas hebt in Marokko an und bildet einen über 50 km
langen, ununterbrochenen Rücken von 3650 m Höhe, aus dem 4-5 isolierte Piks noch 150-240 m über das Kammniveau
emporragen, so daß man den Kulminationspunkt des Atlas auf höchstens 3900 m veranschlagen kann. Das Gebirge erhebt sich rasch
über die reichbewässerten und angebauten Vorstufen von Fes, Mekines und Marokko, so daß man nirgends
mehr als drei Tagereisen braucht, um vom nördlichen Gebirgsfuß durch felsige Schluchtenthäler zu den Pässen hinauf und
über steile Meeresklippen jenseits hinab zu den Steppen der Sahara zu gelangen.
Ja, von Marokko nach Tarudant im S. beträgt die ganze Breite
[* 24] des Gebirges nur 30 km, und man braucht bloß
3¼ Stunden zum Ersteigen des Passes von etwa 1100-1500 m Höhe über dem Gebirgsfuß. Der bedeutendste Gebirgsstock des Atlas ist
der Dschebel Aischin, der die dreifache Wasserscheide zwischen Mittelmeer, Atlantischem Ozean und Saharagebiet bildet. Östlich
davon geht der in ein bis 170 km breites Hochplateau über, dessen Nordgrenze nicht scharf markiert ist,
dessen Südgrenze aber der DschebelAmur und DschebelAurês bezeichnen.
AllePässe (als solche sind besonders zu nennen: der Paß
[* 25] Bidauan, Tisint el Rint) sollen den Charakter von leicht zu verteidigenden
Steilklüften tragen;
doch sind sie zum Teil länger, da gegen NO. das Gebirge durch Auftreten paralleler
Ketten und Plateaubildungen breiter wird.
Diese Plateaubildungen gehen allmählich in eine vollständige Hochebene über, deren
Ränder fast ununterbrochen mit Randgebirgen oder einzelnen Bergen
[* 26] besetzt sind, während das Innere sich kesselförmig senkt
und die Bildung beträchtlicher Hochlandseen, wie der SebchaTigri und des Schott el Gharbi, befördert. Hier schließt sich
nun nach O. zu der algerische Atlas an, der weit besser als der marokkanische bekannt ist. In Algerien steigt das Gebirge hinter
Blida steil in die Höhe, einen pittoresken Anblick gewährend. Seiner Form nach an den Harz erinnernd, unterscheidet es sich
von diesem durch
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mehr
einen fortlaufenden Rücken, auf welchem sich keine kegelförmigen Gipfel erheben. Die mittlere Kammhöhe des Atlas beträgt
1200-1500 m. Die Hauptkette wird im S. von einer ca. 2000 m hohen Nebenkette, dem Antiatlas, begleitet. Die meisten der oft
sehr romantischen Thäler sind wohlangebaut. Die höhern Bergstufen tragen Gehölze von immergrünen Eichen,
weiter unten wächst der wilde Ölbaum in Menge. Charakteristisch für die Vegetation sind aber besonders die Kakteen.
[* 28]
Der Vegetationsreichtum und die Schneebedeckung im Winter geben vielen Quellen und Bächen ihren Ursprung. Wenn auch nicht wenige
zur trocknen Zeit versiegen, so besitzt das Atlasland doch zahlreiche ausdauernde Flußläufe, welche Fruchtbarkeit über
das Gebirge und die Niederungen verbreiten; das so bewässerte fruchtbare Land heißt Tell (s. d.). Eine besondere Eigentümlichkeit
des östlichen (algerischen und tunesischen) Atlas sind muldenförmige Einsenkungen, die sogen.
Schotts (s. d.), welche zur RegenzeitSalzseen gleichen, im Sommer aber bis auf kleine Wasserlachen austrocknen und infolge der
zurückbleibenden Salzkruste Schneeflächen ähnlich sehen. Die Region der Schotts zieht sich bis in die
Nähe des Golfs von Gabes.
(franz. Satin), geköpertes Gewebe,
[* 29] bei welchem die Fadenkreuzungen (Bindungen) nicht, wie beim eigentlichen Köper,
aneinander stoßen und schräg über den Stoff fortlaufende Linien bilden, sondern, wie in nebenstehender
[* 3]
Figur an den schwarzen
Punkten sichtbar, zerstreut angebracht, auch in geringerer Zahl vorhanden sind und dadurch versteckt
werden. Der Kettenfaden geht flott über mehrere Einschußfäden, unterfährt dann einen einzigen Einschußfaden (Bindung)
und erscheint sofort wieder auf der Oberfläche, um abermals mehrere Einschußfäden zu übergreifen.
Hierdurch erhält das Gewebe das Ansehen, als bestehe es nur aus den Kettenfäden, und da letztere in Einer Ebene und flott
liegen, so erhält es einen großen Glanz. Man unterscheidet vier- bis neun- und mehrbindigen (-schäftigen,
-teiligen, -fädigen) Atlas, je nach der Zahl der überfahrenen Einschußfäden, zu welchen der eine unterfahrene
hinzugerechnet wird. Gewöhnliche Seiden-, Leinen-, Woll- und Baumwollstoffe sind in der Regel fünfbindig, seidene Kleiderstoffe
achtbindig.