Dulk
,
Albert Friedrich Benno, dramatischer Dichter und Schriftsteller, geb. zu Königsberg, [* 3] widmete sich auf der Universität seiner Vaterstadt dem Studium der Medizin und der Naturwissenschaften, setzte, nachdem er in Zurückgezogenheit das Drama »Orla« geschrieben, in Berlin [* 4] und Leipzig [* 5] seine naturwissenschaftlichen Studien fort, wurde aber, da er am Grab der bei dem Aufstand vom Gefallenen als Redner aufgetreten war, aus letzterer Stadt verwiesen.
Stuttgart

* 10
Stuttgart.Ein Jahr später promovierte er zu Breslau, [* 6] vermochte indessen wegen seiner politischen Ansichten die Erlaubnis, Vorlesungen zu halten, vom Minister Eichhorn trotz der Fürsprache der Fakultät nicht zu erlangen. An den Revolutionsbewegungen des Jahrs 1848 nahm er so thätigen Anteil, daß er es 1849 geraten fand, Preußen [* 7] zu verlassen. Von da bis 1850 führte er ein Wanderleben (in Italien, [* 8] Ägypten, [* 9] Arabien), lebte dann mit seiner Familie nach inzwischen erfolgter Verheiratung am Genfer See, von wo er 1858 nach Stuttgart [* 10] übersiedelte, und unternahm 1872 eine neue größere Reise nach dem schwedischen Lappland und Norwegen, [* 11] als deren Resultat die mit seinem Schwiegersohn G. Hartung verfaßten »Fahrten durch Norwegen« (Stuttg. 1877) hervortraten.
Nach seiner Rückkehr ließ er sich in Untertürkheim bei Stuttgart nieder. Er starb plötzlich auf dem Bahnhof zu Stuttgart. Wie aus seinem Lebensgang, so spricht auch aus seinen Schriften eine eigentümliche Kraft [* 12] und Selbständigkeit des Wesens. Als Dramatiker gehört er durchaus der kraftgenialen Richtung an, welche mehr durch frappante Stoffwahl und geistreiche Pointen als durch poetische Vertiefung und Wärme [* 13] der Lebensdarstellung wirkt. Die Dramen: »Orla« (Zür. 1844),
»Simson« (Stuttg. 1859),
»Jesus der Christ« (das. 1865) sind für diese Richtung besonders charakteristisch;
mit dem Kaiserdrama »Konrad II.« (Leipz. 1867),
dem
Drama
»Lea« (Königsb. 1874) und dem
Schauspiel »Willa«
(Wien
[* 14] 1875) näherte er sich der
üblichen
Weise der dramatischen
Dichtung mehr an. Dulk
schrieb auch die von
Abert komponierte
Oper »König
Enzio«, in 4
Akten, und
brachte eine Bearbeitung von
Kleists
»Familie Schroffenstein« in
Stuttgart auf die
Bühne.
Als Prosaschriftsteller trat er zuerst auf mit dem Werk »Der Tod des Bewußtseins« (Leipz. 1863), worin er die Grundzüge seiner Anschauungen vom Wesen der Menschheit niederlegte. Später war er als Mitarbeiter an verschiedenen Zeitschriften und politischen Blättern von demokratischer und oppositioneller Färbung thätig und sprach sich unter anderm 1871 in der Flugschrift »Patriotismus und Frömmigkeit« (Kaiserslautern [* 15] 1871) mit Schärfe gegen die Fortsetzung des Kriegs und gegen den Franzosenhaß aus.
Die Schriften: »Tier oder Mensch« (Leipz. 1872),
»Stimme der Menschheit; christliche Glaubenslehre« (das. 1875-80, 2 Bde.),
»Was ist von der christlichen Kirche zu halten? Eine gedrängte Darstellung der Quellen und der Geschichte des Christentums« (Zür. 1877),
»Der Irrgang des
Lebens Jesu« (Stuttg. 1884-85, 2 Bde.)
zeigten Dulk
als unversöhnlichen Gegner der christlichen Weltanschauung und als
Bekenner und Vorfechter
einer als notwendig erachteten »neuen«
Religion.