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deren Fundorte enthält die wichtigsten Angaben; Jahr für Jahr werden wieder neue Lokalitäten entdeckt. (Einer der tüchtigsten Mineralsammler unseres Gebietes ist Otto Köberle in St. Gallen). Die schönsten Sammlungen st. gallisch-appenzellischer Minerale befinden sich im naturhistorischen Museum der Stadt St. Gallen und im eidg. Polytechnikum in Zürich, kleinere Sammlungen in Appenzell, Trogen und Herisau.
Kalkspath (Calcit). I. Als grössere, gut ausgebildete Krystalle (Rhomboëder, Skalenoëder und deren Kombinationen) an folgenden Orten: In der Höhle Kobelwies bei Oberriet, bei Kolbenstein-Montlingen (Rheinthal), Lochezen bei Walenstadt, Flums. Im Kanton Appenzell: Steinbruch Scheeregg beim Weissbad, in der Höhle Dürrschrennen und Umgebung (w. vom Aescher), am Alpsigel, auf Gartenalp, Löchlibetter, Türme, Oehrli, am Seealpsee, Wildhauser Schafberg.
Alle Kalkspathe befinden sich hier in Kreidekalk. Als Krystalle findet man Calcite auch in Molassesandstein und oft zwischen Nagelfluhbänken: zwischen Appenzell und Weissbad, Teufelsmauern bei Waldstatt, Laimensteg zwischen Teufen und Appenzell, bei Trogen, Katzenstrebel bei St. Gallen, Martinsbrücke an der Goldach etc. Sehr grosse und schöne Kalkspathgruppen, mit gelblich-rot gefärbtem Ueberzug von Eisenoxydhydrat birgt eine Höhle im sog. «Rüsli-Wolfjos» bei Vättis (Taminathal),
kleinere Calcite enthält das «Drachenloch», eine Höhle im Drachenberge ob Vättis. II. Für Kalksinter (auch Aragonit) sind die verschiedensten Fundorte bekannt: Steinbruch an der Eisenbahn zwischen Trübbach und Sargans (grosse, honiggelbe Sinterpartien), Thermen von Pfäfers, Zigerloch auf Altenalp (Säntis), Fläscherhöhle bei Urnäsch. III. Mondmilch («Bergziger») findet sich in den meisten Höhlen, so besonders im «Zigerloch» auf Altenalp (1 Stunde w. vom Aescher), wo die Höhlenwände bis 40 cm Dicke mit dieser fast weissen Calcitvarietät ausgekleidet sind; desgleichen in der Wildkirchli-Ebenalphöhle in den nach oben verlaufenden Schloten oder Kaminen, bis 2 dm Dicke.
Quarz. a) Bergkrystall: Calfeisenthal (Sardona, Alp Schräa etc.), Taminathal (Kreuzbach bei Vättis), Calanda bei Vättis, Dürrschrennen und Oehrli (Säntisgebiet), sog. «Oehrlidiamanten» (mit Prisma und beiderseitigen Pyramiden); an der Fähnern. b) Quarzgerölle: Rheinthal (Au, Oberriet). c) Rauchquarz: bei Vättis. d) Bergkrystall mit Chloriteinschluss: bei Vättis. e) Bergkrystall mit Ueberzug von Eisenoxydhydrat (sog. Pseudocitrine): Kreuzbachtobel, Vättnerälpli und Calanda bei Vättis. f) Citrin: Weisstannenthal, Mels.
Flussspath (Fluorit). Wichtigste Lokalität ist die Höhle Dürrschrennen (½ Stunde w. vom Aescher): Grosse Krystallgruppen (Würfel bis 1 dm lang), meist dunkel- bis hellgrün, aber auch bläulich, rötlich, rosa bis weiss. Daher und nicht vom Oehrli (Säntis) stammen die in vielen Sammlungen der Schweiz aufgestellten Krystalle von Flussspath (Würfel und Kombination mit Rhombendodekaëder). - Violetter Flussspath: zwischen Thierwies und Girenspitz (Säntis), ebenfalls Würfel. - Wasserheller Flussspath (kleine, kaum 1 cm lange Würfel): Steinbruch bei Montlingen und bei Oberriet (Rheinthal).
Roteisenstein (Hämatit): In Malmkalk am Gonzen (s. diesen Art.) bei Sargans, grösseres Lager, früher Bergwerk. Enthält bis 60% reines Eisen. Begleitminerale: Pyrit, z. T. in Würfeln, Hausmannit, Manganspath (Rhodochrosit), Chlorit, Kalkspath, Flussspath, Baryt, Jaspis, Thon, Eisenglimmer, Eisenglanz, Magnetit, Wiserit. (Reichhaltige Serie im Museum St. Gallen). Eisenglimmer wurde auch am Fusse des Alpsigels (Säntis) gefunden.
Pyrit (Schwefelkies), (vom Volk oft als «Gold» taxiert): Ramozen bei Vättis, Calanda bei Vättis (Gnapperkopf etc.), Calfeisenthal an verschiedenen Orten, Seealpseethal, Fuss des Altmann (Säntis), Oberriet (Rheinthal), auf Molassesandstein bei Rehetobel, bei St. Gallen u. an andern Orten. Pyrit- und Markasitkugeln. Die inwendig gelb gefärbten, z. T. aus strahlig angeordneten Stengeln oder Fasern bestehenden Schwefeleisengebilde (Verwechslung mit Gold!) besitzen meist eine braune oder oft fast schwarze, in Brauneisenstein (Limonit) verwandelte Oberfläche. Sie werden fälschlich oft als Meteorsteine betrachtet; das Volk benennt sie «Donnersteine», «Blitzsteine» u. s. w.
Bleiglanz: Am «Gnapperkopf» (altes, längst verlassenes Bergwerk auf der W.-Seite des Calanda, nahe bei Vättis), in Quarz mit Fahlerz, Malachit und Azurit. Wurde hier in grossen Würfeln gefunden.
Fahlerz (wenig Silber enthaltend): Gnapperkopf u. a. O. Gold: am Calanda. Antimonit: am Walensee. Braunkohle (Molassekohle) an sehr vielen Lokalitäten: Uznach, Kaltbrunn, Rufi bei Schännis, Ober Käseren am Speer, Sturzenegg bei Herisau, an der Einmündung der Urnäsch in die Sitter, Zweibrücken, Gübsenmoos (Kubel), Umgegend von St. Gallen (Riethäusle, Beggenhalden bei St. Georgen, Mühlegg, Harfenberg). Dopplerit: Torfmoor bei Gonten. Asphalt: Nö. Abhang der Fähnern, zwischen Herisau und Teufen, Montlingen und Oberriet (Rheinthal). Fichtelit, Könleinit, Scheererit, Vivianit: bei Uznach.
Klima.
Entsprechend der reichen orographischen Gliederung zeigt das Gebiet des Kantons bezüglich der klimatischen Verhältnisse eine grössere Mannigfaltigkeit als die meisten Kantone der n. Schweiz. Dies kommt schon zum Ausdruck in der Verteilung der jährlichen Regenmenge, über welche folgende Zahlen orientieren:
Mittlere jährliche Niederschlagssumme (1864-1903).
mm | mm | ||
---|---|---|---|
Wil | 1033 | Sargans | 1274 |
Flawil | 1179 | Sevelen | 1172 |
St. Gallen | 1372 | Altstätten | 1278 |
Ebnat | 1697 | Rorschach | 1136 |
Starkenbach | 1840 | Weesen | 1690 |
Wildhaus | 1545 | Rapperswil | 1385 |
Der Kanton liegt zum grössten Teil im Luv bedeutender Bodenerhebungen, der Säntisketten und Churfirsten. So findet vom Thurgau ins St. Gallische hinein eine rasche Zunahme der jährlichen Regenmengen statt. Die grössten Summen hat das obere Toggenburg: Starkenbach 1840 mm; in Wildhaus, auf der Wasserscheide zwischen Thur und Rhein beträgt die Jahressumme nur noch 1545, um im Rheinthal, im Lee der Regenwinde, auf etwa 1200 mm zurückzugehen. Niederschlagsreich ist auch das Gaster, wo sich die W.-Winde an der Speergruppe stauen. Langjährige meteorologische Beobachtungen liegen vor von St. Gallen-Stadt, Altstätten und Sargans, sowie von Ebnat und Wildhaus. Sie geben uns die Mittel zur klimatischen Charakterisierung des Hügellandes um die Kantonshauptstadt, des Rheinthales und des ¶
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Toggenburges und damit der drei grössten und wichtigsten Kantonsteile. Es betragen die Mittleren Monatstemperaturen (1864-1900):
St. Gallen (680 m) °C. | Altstätten (470 m) °C. | Sargans (507 m) °C. | Ebnat (646 m) °C. | |
---|---|---|---|---|
Januar | -2,2 | -1,7 | -1,2 | -3,1 |
Februar | -0,2 | 0.8 | 1.3 | -0,7 |
März | 2.3 | 4.1 | 1.4 | 1.9 |
April | 7.1 | 9.0 | 9.1 | 6.8 |
Mai | 11.1 | 12.9 | 12.9 | 10.8 |
Juni | 14.7 | 16.3 | 16.0 | 14.4 |
Juli | 16.6 | 18.2 | 17.7 | 16.5 |
August | 15.8 | 17.3 | 16.9 | 15.5 |
September | 12.8 | 14.5 | 14.5 | 12.5 |
Oktober | 7.3 | 8.9 | 9.2 | 6.8 |
November | 2.7 | 3.8 | 4.2 | 2.4 |
Dezember | -1,5 | -0,9 | -0,5 | -2,2 |
Jahr: | 7.15 | 8.6 | 8.7 | 6.8 |
Das Hochthal von St. Gallen gilt allgemein als rauh, und es muss wirklich auch mit Berücksichtigung seiner Höhenlage als etwas kühl bezeichnet werden, namentlich im Frühjahr; noch kühler ist Ebnat; das st. gallische Rheinthal dagegen gehört zu den bezüglich der Temperatur am meisten begünstigten Gegenden der N.-Schweiz. Ebnat zeichnet sich durch tiefe Wintertemperaturen aus zufolge seiner Thallage und einer die Ausstrahlung begünstigenden geringen Bewölkung zu dieser Jahreszeit; das mittlere Jahresminimum (1880-1900) beträgt -19,7° gegenüber -15,0° in St. Gallen und -13,5° C. in Altstätten (letztere beiden Werte allerdings aus der längeren Periode 1864-1900 berechnet). In den übrigen Jahreszeiten kommen die Monatsmittel von Ebnat denjenigen von St. Gallen näher, im Sommer kann Ebnat gelegentlich sogar wärmer werden als St. Gallen: mittlere Jahresmaxima für St. Gallen 28,6° (1864-1900), Ebnat 29,3° (1880-1900), Altstätten 30,4° (1864-1900).
Das Rheinthal verdankt seine thermische Begünstigung zum grossen Teil dem Föhn (s. unten); dieselbe tritt daher hauptsächlich im Frühjahr und Herbst zu Tage, aber auch im Winter, für den in der Sohle des Rheinthales sich ohne die warmen und Stagnation verhindernden Föhnströmungen wohl tiefere Monatsmittel ergeben würden. Die Zahl der Frosttage (d. h. Tage, an denen die Temperatur unter 0° sank) beträgt für Altstätten 80 im Jahr, für St. Gallen 99. Als sehr mild wird auch das am SW.-Hang der Speergruppe gelegene Gasterland bezeichnet, was sich aus Exposition und Schutz vor N. und O.-Winden erklärt.
Die stärkste Bewölkung im Jahresmittel hat St. Gallen (6,3), weil dort wie überall im schweizerischen Mittellande die Wintermonate sehr trüb sind; kleiner ist die mittlere Bewölkung von Altstätten (6,0), namentlich aber diejenige von Ebnat (5,7); im Winter hat das Toggenburg, wenigstens in seinem oberen Teil, eine relativ geringe Bewölkung und erinnert in dieser Beziehung schon etwas an höher gelegene innere Alpenthäler. Auffallend ist die kleine Anzahl der Nebeltage in Ebnat; dieselbe beträgt im Mittel 1891/1900 für das Winterhalbjahr: in St. Gallen 38, Altstätten 29, Ebnat 7.
Schliesslich seien noch angegeben die mittlere Anzahl der Niederschlagstage und die auf die einzelnen Monate fallenden Prozente der Jahresniederschlagssumme für St. Gallen; diese Zahlen haben auch für ein grösseres Gebiet Geltung:
Zahl der Tage mit Niederschlag | Prozente des Jahresniederschlags | |
---|---|---|
Januar | 11 | 4 |
Februar | 11 | 5 |
März | 14 | 6 |
April | 13 | 8 |
Mai | 15 | 10 |
Juni | 16 | 13 |
Juli | 16 | 12 |
August | 14.5 | 12 |
September | 12 | 10 |
Oktober | 14 | 8 |
November | 12 | 5 |
Dezember | 12 | 5 |
Jahr: | 160 | - |
Dass der Föhn im st. gallischen Rheinthal mit seinem SN.-Verlauf sehr häufig auftritt, so dass ihm eine grosse klimatische Bedeutung zukommt, wurde schon erwähnt. Ein früherer langjähriger Beobachter der Station Altstätten, Reallehrer R. Wehrli, hat für Altstätten die Föhnhäufigkeit zu folgenden Werten gefunden:
Mittlere Zahl der Tage mit Föhn in Altstätten (1864-1880):
Monat | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII | Jahr |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Tage | 2.8 | 3.3 | 3.9 | 4.2 | 2.6 | 1.5 | 1.5 | 1.2 | 2.8 | 3.6 | 3.1 | 2.7 | 33.1 |
[Dr. R. Billwiller, Jun.]
Flora.
Die relativ bedeutende Differenz in den Höhenlagen der verschiedenen einzelnen Abschnitte des Kantons St. Gallen (inkl. die Appenzellerberge) vom Spiegel des Bodensees (398,5 m) bis zur Ringelspitze (3251 m) bedingt die Zugehörigkeit des Landes zu sämtlichen Höhenregionen. Der Verlauf der Gebirgsketten des Säntis, der Churfirsten, der Grauen Hörner und des Sardonagebirges von SW. nach NO. (bezw. von W. nach O.) bewirkt auch infolge der verschiedenen klimatischen Situationen einen auffallenden Unterschied und eine Verschiebung der Grenzen der die einzelnen Regionen kennzeichnenden Pflanzenformationen (N.-Hang und S.-Hang).
Die obere Grenze der Ebene reit Weinbau, Ackerbau, Mais und zahmen Kastanien befindet sich bei 450-550 m, weiter aufwärts werden noch Weizen, Gerste, Hafer und Kartoffeln angebaut; im n. Hügelland ist Wiesenbau vorherrschend. Im untern Teil der Bergregion, die von 550-1200 m geht, herrscht Laubwald, bezw. Mischwald. Von 1200-1600 m (Voralpenregion) an dominiert der Nadelwald, der im Maximum bis über 1950 m steigt (obere Tannengrenze im Mittel 1800 m, an der O.-Flanke des Säntis gegen das Rheinthal 1750 m, am N.-Hang der Churfirsten 1850 m, im St. Galler Oberland 1900 m). Die Alpenregion geht im Mittel von 1600-2500 m. Im Säntisgebiet und auf den Churfirsten befindet sich oberhalb der Holzgrenze nur wenig Alpenweide (grössere Alpen liegen hier zwischen 1450 und 1750 m); dagegen finden sich im Oberland (Calfeisen-, Weisstannen- und Murgthal) grössere Weideflächen über der Holzgrenze (Alpweide von 1600-2200, selten bis 2400 m). Alpweide an der O.-Flanke des Säntis gegen das Rheinthal bis 1500 m, am N.-Hang der Churfirsten bis 1850 m, im Oberland bis 2300 m. Die Schneelinie beginnt im Oberland bei etwa 2500 m. Zahl der Alpen im Kanton St. Gallen: 304; Flächeninhalt derselben: 196705 ha = ¶