Billaud
-Varennes
(spr. bijo-warenn), Jean Nicolas, franz. Revolutionsmann, geb. zu La Rochelle, Sohn eines Advokaten, trat nach einer wüsten Jugend in den Orden [* 2] der Oratorianer, wurde Studienpräfekt zu Juilly, heuchelte eine Zeitlang Demut und Frömmigkeit, mußte aber doch die Anstalt (1783) verlassen. 1785 wurde er in Paris [* 3] Advokat, heiratete die natürliche Tochter des ¶
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Generalpächters v. Verdun [* 5] und kam so zu einigem Vermögen und Ansehen. Der Revolution schloß er sich eifrig an und wirkte für sie durch Abfassung aufreizender Flugschriften. Im J. 1791 zum Richter des 4. Arrondissements von Paris ernannt, verband er sich mit Danton, Marat und Robespierre, leitete den Jakobinerklub und war einer der Anstifter des Aufstandes vom Gleich darauf ordnete er mit Danton die Septembermetzeleien an. Im Konvent verlangte er die Hinrichtung des Königs binnen 24 Stunden, half zum Sturz der Girondisten mit und klagte Custine, Houchard und viele andre Generale sowie die meisten Beamten an, mit denen er auf Inspektionsreisen in Berührung gekommen war.
In der Schreckenszeit war Billaud
-Varennes
Präsident des Konvents und Mitglied des Wohlfahrtsausschusses; auf seinen Antrag wurden der Herzog
von Orléans,
[* 6] die Königin und eine Menge andrer Schlachtopfer vor das Revolutionstribunal geführt, das er immer ermahnte, nur
die Köpfe nicht zu schonen. Obwohl lange Zeit nur Kreatur Robespierres, beteiligte er sich am Sturz desselben.
Dennoch ward er nach dem Ende der Schreckensherrschaft zur Deportation nach Cayenne verurteilt. Die ihm 1799 erteilte
Amnestie nahm er nicht an und blieb in den Einöden von Sinnamari. 1816 kam er nach New York, sah sich
aber allenthalben mit Verachtung zurückgewiesen und flüchtete deshalb zu den Negern auf Santo Domingo,
[* 7] wo er von dem Präsidenten
Pétion eine kleine Pension erhielt. Er starb in Port au Prince. Die 1821 unter seinem Namen erschienenen Memoiren sind
unecht.