(Denka,Dyanke), Negervolk am östlichen
Ufer desBahr el Abiad vom 12.° nördl.
Br. bis zum
6.° und am westlichen
Ufer bis zum 10.° nördl.
Br., das in eine große Anzahl von
Stämmen zerfällt, unter denen die der
Tuitsch,
Bor, Elyab und Kyatsch die bemerkenswertesten sind. Sie schließen sich physisch und sprachlich den Fundschvölkern
an, sind von hoher
Statur (1,80m ist ein gewöhnliches
Maß), ziemlich regelmäßigen Gesichtszügen, aber
sehr langen und magern
Beinen, so daß ihre
Erscheinung als »spinnenartig« bezeichnet wird.
Das
Haar
[* 2] ist in viele kleine, krauswollige
Strähnen geteilt und wird meist kurz abrasiert. Die
Farbe ist schwarz mit einem
Stich ins Bläulichgraue. Die
Männer gehen nackt, ebenso die jungen Mädchen, die verheirateten
Weiber
tragen Lederschürzen und als Zierat schwere
Ringe von
Elfenbein oder
Eisen,
[* 3]
Zähne,
[* 4]
Knochen
[* 5] u. a. Als
Waffen
[* 6] hat man
Lanzen, Holzkeulen
und schildähnliche Fausthölzer. Die Dinka wohnen in sorgfältig gebauten Lehmhütten (Toguls), schlafen in der
Asche, nähren
sich von
Milch,
Butter, Durra- und Dochnbrei, seltener von
Fleisch, da sie nur
Ziegen, aber selbst zur Zeit
größten Mangels kaum eins ihrer
Rinder
[* 7] schlachten.
Die
Rinder sind klein, schlankhörnig, meist grau oder hellisabellfarben und geben wenig
Milch.
AlleGefäße werden mit Rinderharn
ausgewaschen, der auch zum Ausspülen des
Mundes,
Waschen des
Körpers dienen und das
Salz
[* 8] ersetzen muß.
Rinder gelten als Kaufpreis für die
Frauen der einer gemäßigten
Polygamie huldigenden Dinka. Außer
Viehzucht
[* 9] treiben sie noch
etwas
Ackerbau. Sie haben eine unklare
Vorstellung von einem Schöpfer der
Dinge, Deng-Det; eine große
Rolle spielen die Zauberdoktoren
und
Regenmacher (Tiit). Sie leben ohne ein gemeinsames Oberhaupt, und ihre Dorfhäuptlinge haben nur
geringe persönliche Macht.
IhreSprache,
[* 10] dargestellt
¶
mehr
von Mitterrutzner (Brixen 1866), ist am nächsten verwandt mit dem benachbarten Bari und andern Nilsprachen (s. d.), hat aber
auch mit den Bantusprachen Südafrikas die Präfixbildung gemein.
Vgl. Kaufmann, Schilderungen aus Zentralafrika. (Brixen 1862);
Hartmann, Naturgeschichtlich-medizinische Skizze der Nilländer (Berl. 1865);
oder Denka, auch Djangeh, ein afrik. Negerstamm, der am Bahr el-Abiad und seinen Nebenflüssen zwischen 6–12°
nördl. Br. wohnt und von 6 bis 10° das westl., von 6 bis 12° das östl.
Ufer des Flusses innehat. Das von den Dinka bewohnte Gebiet ist eine unermeßliche Ebene, durch die
der Bahr el-Abiad fließt. An seinen Ufern ziehen sich von den sog. Dinkahügeln, der nördl.
Grenze des Gebietes der Dinka, bis zum Sobat rechts und links anmutige Anhöhen hin, die reich an Wild sind.
Von da an bis zur südl. Grenze des Dinkagebietes werden die Ufer niedrig und verlaufen
in Sümpfe, aus denen bloß hier und da ein Mimosenwäldchen emporragt. Die Dinka unterscheiden sich körperlich
von den zwischen ihnen (zwischen 10–7° nördl. Br.) wohnenden Schilluk und Nuer, welche von ihnen als Eindringlinge und Erbfeinde
betrachtet werden, wesentlich, indem die Dinka von höherer Statur sind und einen an beiden Seiten mehr zusammengedrückten
länglichen Schädel mit bedeutend hervorragender Stirn besitzen.
IhreFarbe ist schwarz mit einem Stich ins Bläulichgraue. (S.Tafel: Afrikanische Völkertypen,
[* 14]
Fig. 20.) Sie zerfallen in mehrere
unabhängige Stämme, von denen (von Norden
[* 15] nach Süden) am östl. Ufer die Abjalang, Agar, Abujo, Dongiol, Tuitsch, am westl.
Ufer die Jange, Rek, Rol, Kjetsch, Ghok, Lau, Atuot und Mandari die bedeutendsten sind. Ihrer Beschäftigung
nach sind die Dinka ein Hirtenvolk, dessen Reichtum in den zahlreichen sorgfältig gepflegten Rinderherden besteht.
Daneben treiben sie auch Ackerbau und bauen Durra, in einigen Gegenden auch Hülsenfrüchte. Der Fischfang im Nil liefert das
ganze Jahr hindurch eine gute Ausbeute. Ihrer geistigen Begabung nach stehen die Dinka ziemlich hoch, obwohl
ihre religiösen Vorstellungen verworren und vom krassesten Aberglauben durchsetzt sind, weshalb die Regenmacher und Zauberdoktoren
eine große Rolle bei ihnen spielen; die Erzeugnisse ihrer Hausindustrie zeugen von einer nicht unbedeutenden Geschicklichkeit
und von gutem Geschmack. Gleich allen Negerstämmen dieser Gegenden gehen die Dinka völlig nackt; bloß die
verheirateten Weiber tragen eine mehr oder weniger kunstvoll gearbeitete Schambedeckung. Sie leben ohne gemeinsames Oberhaupt
und ihre Dorfhäuptlinge besitzen nur geringe persönliche Macht. Sie sind mäßig und halten während des Tages bloß
¶
mehr
einmal, gegen Sonnenuntergang, eine Mahlzeit. Die Sprache der Dinka ist sehr einfach und wohlklingend; sie scheint mit der Sprache
der Bari (s. d.) in einem gewissen innern Zusammenhange zu stehen. Mit den Bantusprachen
Südafrikas hat sie die Präfixbildung gemein. Seit dem J. 1848 war unter den Dinka eine von der röm.
Propaganda ausgegangene kath. Mission thätig, die 1861 dem Franziskanerorden übergeben wurde.
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