(türk.
Hersek), Gebirgslandschaft im nordwestlichen Teil der
Balkanhalbinsel,
[* 2] zwischen
Montenegro,
[* 3]
Serbien,
[* 4] dem eigentlichen
Bosnien und
Dalmatien gelegen, gegen das
Adriatische Meer abfallend, dem sie durch die
Narenta einen Teil ihrer
Gewässer zusendet, umfaßte früherca. 16,500 qkm (300 QM.) und war im
Altertum ein Teil
Illyriens. Im 9. Jahrh.
tritt das Land, wie
Bosnien, unter dem
NamenFürstentum Zachlum als besonderes
Territorium hervor und war damals von eingewanderten
Serben bewohnt. Es gehörte anfangs zum
KönigreichKroatien, kam 1326 nach mancherlei
Wechsel der Herrschaft anBosnien,
wozu es schon früher zeitweilig gehört hatte, wurde 1440 vom
KaiserFriedrich III. zu einem selbständigen Herzogtum erhoben
und der
Familie Hranitsch zu
Lehen gegeben und hieß seitdem nach seinem
Schutzpatron, dem heil.
Sabas, Herzogtum St.
Saba. 1463 wurde
das
Land denTürken zinsbar, 1483 der türkischen Herrschaft ganz unterworfen und als
SandschakHersek zu
Bosnien geschlagen. 1832 ward es von
SultanMahmud als selbständiges Wesirlik dem der
Pforte während des bosnischen
Aufstandes
treu gebliebenen
AliAga Risvanbegowich,
Kapetan von Stolatz, unterstellt; seit 1865 bildete es wieder ein
Liwa der
ProvinzBosnien.
Im Juli 1875 brach, veranlaßt durch den ungeregelten, willkürlichen Steuerdruck der türkischen Beamten,
ein
Aufstand der christlichen
Bevölkerung
[* 5] aus, der, von
Montenegro unterstützt, sich auch über einen Teil
Bosniens verbreitete
und weder von den unzureichenden türkischen
Truppen unterdrückt, noch durch die in Aussicht gestellten Verwaltungsreformen
und
Begünstigungen beschwichtigt werden konnte.
Seit der im J. 1878 erfolgten
Okkupation durch
Österreich-Ungarn
[* 6] bildet das Hauptgebiet der Herzegowina, deren
Hauptstadt
Mostar war, und die durch Abtretungen an
Montenegro sowie durch die neue politische
Einteilung gegen früher sehr
verkleinert wurde, den
Kreis
[* 7]
Mostar (9141 qkm = 158,83 QM.) mit 9
Bezirken, 8
Städten, 3
Märkten, 855 Dörfern und (1885) 187,574
Einw. (96,241 männliche und 91,333 weibliche), von denen 52,238 Mohammedaner,
63,466 Orientalisch-Orthodoxe und 71,702
Römisch-Katholische sind.
Vgl.
Sainte-Marie, L'Herzégovine, étude géographique,
historique et statistique (Par. 1875).
Die ganze Herzegowina in ihrem jetzigen Umfange gehört dem Flußgebiete der Narenta (Neretva) an, die zuerst als wilder Bergstrom durch
eine großartige, meilenlange Felsschlucht fließt und dann die Ebene der südlichen Herzegowina bewässert. Die höchsten
Gebirge sind die Lelja planina (2070 m), die Prenj, Porim, Belež, Gradina, Ljubomir, die Cervanja
planina (mit Crnagora, 2029 m) und die Treskavica planina (2128 m); der höchste Berg ist der Maglić (2390 m) an der montenegrin.
Grenze.
Die Zahl der Einwohner der Herzegowina in ihrem frühern Umfange läßt sich nicht genau angeben, da die Türkei
[* 10] den südlichsten Teil derselben (das Gebiet von Riksič) im Berliner Vertrag an Montenegro abgetreten und Österreich
[* 11] eine neue
administrative Einteilung getroffen hat. Früher rechnete man 200000 E., von denen 45000 Mohammedaner, 30000 Katholiken und 115000
nichtunierte Griechen. Jetzt entspricht der Herzegowina der bosn. KreisMostar. (Näheres s. Bosnien und Mostar.)
Hauptstadt ist Mostar (s. d.), die nächstgrößten Ortschaften sind Ljubuški, die Festung
[* 12] Stoiac und Trebinje.
Geschichte. Unter den Römern gehörte die Herzegowina zur Provinz Dalmatia. Seit dem 7. Jahrh. saßen hier slaw. Stämme unter Zupanen
und Fürsten, zeitweise mit andern Serbenstämmen zu einem größern Ganzen vereinigt, meist unter byzant. Oberhoheit. Die
wichtigsten Landschaften waren
Chl'm (lat. Chelmo) oder Zachulmien, mit der Burg Blagaj bei Mostar, und Travunien (Tribunium)
bei Trebinje. Im 13. Jahrh. gehörten beide zu Serbien, im 14. Jahrh. kamen sie allmählich unter bosn.
Herrschaft, besonders als König Twertko I. 1378 auch den Rest bis Cattaro eroberte. Bei dem Zerfall Bosniens
erhoben sich hier halb unabhängige Dynastengeschlechter. Der Woiwode Stephan Wuktschitsch (1435-66) bildete sich ein zusammenhängendes
Gebiet, das sich von Almissa bis Cattaro, landeinwärts bis über den Limfluß erstreckte, und nahm 1448 den deutschen Herzogstitel
an (slaw. herceg; lat. dux Sancti Sabbae, von dem Landespatron,
dem serb. Erzbischof Sava).
Die Türken eroberten sein Land 1465 und bildeten aus dem «Staat des Herzogs» den Sandschak Hersek, dessen
Sandschakbege in Foča, später in Mostar residierten. StephansSöhne Vlatko und Vladislav behaupteten bis 1482 Castelnuovo
am Meere; ihr BruderStephan nahm indessen den Islam an und wurde als Achmed Hercegović auch Großwesir. Im 17. und 18. Jahrh.
war die Herzegowina Schauplatz mehrerer Feldzüge der Venetianer. Die südlichsten Gebirgsstämme blieben im Bunde mit den Montenegrinern
halb unabhängig.
Eine bedeutende Macht erwarb als Pascha der HerzegowinaAli Rizvanbegović von Stolac 1833-51, bis er, der Pforte verdächtig, von Omer
Pascha gefangen und erschossen wurde. 1858-62 währte im Süden ein von Montenegro unterstützter Aufstand
unter Luka Vukalović, der von der Pforte erst durch Zugeständnis einer Lokalautonomie der Bergstämme beendigt wurde. Ein
neuer größerer Aufstand, der 1875 längs der montenegrin. und österr. Grenze unter Ljubibratić,
Peko Pavlović und Lazar Sočica ausbrach und außerhalb der Festungen siegreich war, brachte die Orientalische Frage
ins Rollen.
[* 13]