saurer phosphorsaurer
Kalk, ein Düngerpräparat, welches aus verschiedenen Rohmaterialien mit hohem
Gehalt an unlöslichem basisch phosphorsauren
Kalk dargestellt wird, indem man das letztere
Salz
[* 2] durch Behandeln mit
Schwefelsäure
[* 3] in löslichen sauren phosphorsauren
Kalk überführt, wobei sich außerdem schwefelsaurer
Kalk
(Gips)
[* 4] bildet.
Bleibt hierbei wegen unzureichender
Schwefelsäure ein Teil des basischen Phosphats unzersetzt, so bildet dies mit dem sauren
Phosphat unlösliches neutrales
Phosphat; ähnlich wird auch bei Gegenwart von
Thonerde und
Eisenoxyd ein Teil der
Phosphorsäure
wieder unlöslich (Zurückgehen des Superphosphats), und da nun das
Präparat hauptsächlich durch seinen
Gehalt an löslicher
Phosphorsäure Wert erhält, so sind von dessen Bereitung eisenoxyd- und thonerdereiche Materialien auszuschließen,
und man muß hinreichend
Schwefelsäure anwenden, um das basische
Phosphat vollständig in saures überzuführen.
Zur Vermischung der nötigen Falls staubfein zerkleinerten Materialien mit der
Säure benutzt man mit
Blei
[* 5] ausgeschlagene hölzerne
Kasten oder gemauerte Behälter, oft unter Anwendung eines mechanischen Rührwerkes, läßt dann das
Präparat liegen, bis
es durch
Bindung des
Wassers abgetrocknet ist, worauf es zerkleinert und gesiebt wird. Namentlich bei Verarbeitung von
Phosphoriten müssen die Behälter mit einem hölzernen
Mantel bedeckt werden, um
Dämpfe von
Chlor- und
Fluorwasserstoffsäure
in die
Esse leiten zu können.
Mit diesem Namen belegt man im allgemeinen saure phosphorsaure (überphosphorsaure) Salze; in der technischen
Sprache, in bezug auf künstliche Düngemittel, ist aber immer nur das derartige Kalksalz gemeint. Wie im Art. Knochen angegeben,
bereitet man dasselbe dergestallt, daß man das Mehl von gebrannten Knochen mit einer bestimmten Quantität
Schwefelsäure mischt. Diese verdrängt eine entsprechende Menge von der Phosphorsäure der Knochenmasse, um mit dem Kalk derselben
Gips zu bilden, indes die verdrängte Phosphorsäure mit der übrigen Knochenmasse verbunden bleibt und sie in zweifach- oder
überphosphorsauren verwandelt, der hiernach aber nicht rein, sondern mit Gips gemengt ist.
Das neue Salz ist in Wasser löslich und somit zur raschern Aufnahme durch die Pflanzenwurzeln geeigneter, als die ursprüngliche,
im Boden nur sehr langsam zersetzliche Knochenmasse, welche dreibasischphosphorsauren Kalk enthält. Dieselbe Operation kann
auch auf gebrauchte Knochenkohle angewandt werden, wo dann das Produkt auch schwarz bleibt. Man hat jetzt
die nämliche Prozedur für den gleichen Zweck auch auf andre mineralische Substanzen ausgedehnt, um sie aufzuschließen
und ihre Phosphorsäure den Pflanzen zugänglicher zu machen.
Solche Stoffe sind die phosphorsauren Kalksteine Apatit und Phosphorit, die Koprolithen (s. die Art.) und die verschiednen
Sorten von Guano. Es gibt daher Superphosphate verschiedner Herkunft, aus Knochen, Baker-, Sombreroguano, Koprolithen, Phosphoriten
und es werden die speziellern Bezeichnungen den Handelswaren in der Regel auch mitgegeben. Der Wert aller Superphosphate
richtet sich nach der Menge der darin enthaltenen, in Wasser löslichen Phosphorsäure. - Zollfrei.¶
eins der wichtigsten künstlichen Düngemittel. Sein wesentlicher Wert beruht in seinem Gehalt an in
Wasser löslicher Phosphorsäure. Das wertvolle Material zu seiner Fabrikation liefern die in der Natur
vorkommenden Phosphate, wie Phosphorit, Apatit,
[* 7] Koprolith und Guano und die Knochen, oder die aus diesen hergestellte Knochenasche
und (zu sonstigen Zwecken nicht mehr brauchbare) Knochenkohle. Gegenwärtig wird namentlich Floridaphosphat (und Carolinaphosphat),
nordamerikanischer, aus der Tertiärzeit stammender Phosphorit, verarbeitet. In diesen von der Natur gegebenen Phosphaten ist
die Phosphorsäure als dreibasisch-phosphorsaurer Kalk (oder ähnliche Verbindung) vorhanden, also im Wasser
nicht löslich und demzufolge von geringer düngender Wirkung.
Mischt man dieselben aber (fein gemahlen) mit der entsprechenden Menge konzentrierter Schwefelsäure, so verbindet sich dieselbe
unter starker Erwärmung mit zwei Dritteilen des Kalkes zu Gips und ein Drittel des Kalkes bildet mit
der Phosphorsäure sauren phosphorsauren Kalk, der in Wasser löslich ist und infolgedessen, wenn dem Boden einverleibt, sich
in demselben leicht verbreitet und von der Pflanzenwurzel bequem aufgenommen werden kann. Das in der angegebenen Weise erhaltene
Produkt (Gips + saurer phosphorsaurer Kalk) ist das S. Liebig lehrte diese Fabrikation zuerst (1840). Gegenwärtig
bildet dieselbe einen der wichtigsten Zweige der chem. Industrie; Deutschland
[* 8] verarbeitete im J. 1895 etwa 250000 t ausländisches
Rohphosphat zu (knapp der doppelten Menge) S. und führte noch etwa 40000 t fertiges S. (aus Belgien
[* 9] und England) ein. Im Handel
kauft man das S. nur nach dem garantierten Prozentgehalt an wasserlöslicher Phosphorsäure; infolge der
Entdeckung der amerik.
Phosphoritlager und infolge der ausgedehnten Verwendung des Thomasphosphatmehles zum Düngen, ist der Preis der wasserlöslichen
Phosphorsäure im S. sehr zurückgegangen, 1 kg kostet gegenwärtig 30‒40 Pf. Ein normales S. enthält etwa 16‒20 Proz.
Phosphorsäureanhydrid. Sind die S. stark eisen- (oder thonerde)haltig, so wird beim Lagern derselben
dadurch, daß sich phosphorsaures Eisen
[* 10] u. s. w. bildet, leicht wieder ein Teil der aufgeschlossenen Phosphorsäure in Wasser
unlöslich, «sie gehen zurück» (in geringem Maße kann dies auch auf der Bildung von zweibasisch-phosphorsaurem Kalk beruhen).
Diese unangenehme Eigenschaft zeigen namentlich die aus
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unsern einheimischen Phosphaten, den Lahnphosphoriten, hergestellten S. Man verwendet diese Phosphorite infolgedessen gegenwärtig
zur Herstellung von Doppelsuperphosphat. Hier wird das Rohmaterial mit so viel Schwefelsäure versetzt, daß aller Kalk und
alles Eisen an dieselbe gebunden, die Phosphorsäure also vollständig frei wird (zum direkten Verbrauch ist das so erhaltene
Präparat wegen seiner schmierigen Beschaffenheit nicht geeignet). Die Phosphorsäure wird sodann mit
Wasser oder Alkohol ausgelaugt, eingedampft und nun selbst zum Aufschließen von Rohphosphat benutzt.
Die dabei resultierenden S. (Doppelsuperphosphate) sind sehr phosphorsäurereich, sie enthalten etwa 40-45 Proz.
lösliche Phosphorsäure. Der bei dem erwähnten Auslaugen zurückbleibende Gips enthält noch etwa 2 Proz. Phosphorsäure
und kommt als Superphosphatgips, namentlich zur Konservierung des Stallmistes, in den Handel. Will der Landwirt nicht bloß
mit Phosphorsäure, sondern auch gleichzeitig mit Stickstoff düngen, so wird dem S. schwefelsaures Ammoniak oder Chilesalpeter
beigemischt: Ammonsuperphosphat, Salpetermischung. Auch Kaliammonsuperphosphat (durch Zumischung eines Kalisalzes) kommt
im Handel vor. Einige wenige von der Natur gelieferte Rohphosphate enthalten von Haus aus schon wesentliche
Mengen Stickstoff, so namentlich der Peruguano (s. Guano); bei den aus diesen fabrizierten S. wird natürlich der Stickstoffgehalt
mit garantiert und bezahlt. Leider sind die Lager
[* 12] dieser letzteren Phosphate schon fast vollständig erschöpft.