(ital. Trieste, slaw. Trst, lat.
Tergeste), wichtigster
Hafen- und Seehandelsplatz der österreichisch-ungar.
Monarchie, hervorragendstes
Emporium am Adriatischen
Meer, Hauptstadt des österreichisch-illyrischen
Küstenlandes, innerhalb dessen die Stadt mit ihrem Gebiet
von 94,6 qkm (1,7 QM.) autonome Gemeindeverwaltung
besitzt, erhebt sich in reizender
Lage terrassenförmig am
Fuß des amphitheatralisch aufsteigenden Karstgebirges am
Meerbusen
von Triést. Sie bietet vom
Meer und vom Land aus einen malerischen Anblick dar und besteht aus zwei Hauptteilen: der
Altstadt, die,
an den Abhängen des Schloßbergs erbaut, meist unregelmäßige und enge
Straßen hat, und der
Neustadt,
[* 2] welche sich an
¶
mehr
der Reede hinzieht und breite, regelmäßige, sich rechte winkelig kreuzende Straßen enthält. In die Neustadt tritt der 380 m
lange, 16 m breite, 4 m tiefe »große Kanal«
[* 4] mit zwei Drehbrücken
[* 5] ein, welcher den Schiffen ermöglicht, unmittelbar an den
Magazinen löschen zu können. Die Stadt Triést mit ihrem Gebiet zerfällt in 12 Bezirke, nämlich 5 innere
Bezirke (Stadt), 5 äußere Bezirke (Umgebung) und 2 das übrige Gebiet von Triést (13 Dörfer) umfassende Bezirke. Unter den öffentlichen
Plätzen sind hervorzuheben: der Große Platz mit der Marmorstatue Karls VI. u. großem Brunnen,
[* 6] durch einen öffentlichen Garten
[* 7] vom Fischplatz (mit lebhaftem Fischmarkt) am Meer getrennt;
der Börsenplatz mit dem 1668 errichteten
Standbild Leopolds I.;
der Stationsplatz, der Dogana- oder Mautplatz, der Holzplatz, der mit einem anmutigen Square besetzte
Leipziger Platz, die große Piazza d'Armi etc. Von den Straßen sind der Corso, die Acquedottogasse (mit
schöner Allee, besuchter Spaziergang), die Torrente- und Stadiongasse die breitesten und schönsten.
Die Via Giulia führt
zum Boschetto (Wäldchen), einem beliebten Vergnügungsort der TriesterBevölkerung.
[* 9] Die Stadt hat außerdem breite Kais, von
denen der nordöstliche zum neuen Hafen und nach dem im Winter besuchten Küstendorf SanBartolo, der südwestliche
zu dem am Meer gelegenen Spaziergang Sant' Andrea und weiter zum Lloydarsenal führt. Unter den Kirchen steht obenan der Dom von
SanGiusto, auf einem Hügel unterhalb des Kastells, ein schon im 5. Jahrh. gegründeter, im 14. Jahrh.
vollendeter byzantinischer Bau mit fünf Schiffen, sehenswerten Altertümern, Mosaiken, Reliquien und einem
mit Benutzung antiker Fragmente um 1000 erbauten Glockenturm.
Die
Israeliten haben fünf Synagogen. Weitere hervorragende Gebäude sind: das neue Rathaus am Großen Platz;
das Tergesteum
auf dem Börsenplatz (1840 errichtet), ein gewaltiges Gebäude, im Innern mit kreuzweiser Glasgalerie, Sitz der Börse;
das
alte Börsengebäude im dorischen Stil (1802 erbaut), das Statthaltereigebäude und der Lloydpalast am
Großen Platz, das Gebäude der Allgemeinen Versicherungsgesellschaft am Kai, die Paläste Carciotti, Revoltella, Rittmeyer,
Genel, Salem, das große Schulgebäude am Leipziger Platz, das Hôtel de Ville, die VillaNecker (einst EigentumJérômes, Königs
von Westfalen),
[* 10] die VillaMurat, das vom Triester Turnverein errichtete Turnschulgebäude, das geschmackvolle
Stadttheater, das Armoniatheater, das Amphitheater Fenice und das Teatro Filodrammatico, endlich das große, in der Acquedottogasse
erbaute Politeama Rossetti (Stadttheater);
das den Schloßberg krönende Kastell, an der Stelle des römischen Kapitols 1508-1680
errichtet, mit herrlicher Aussicht über Stadt und Meer, mehrere Kasernen, die Reitschule, das alte Lazarett
(jetzt Artilleriearsenal), der 33 m hohe Leuchtturm (1833 erbaut), der Südbahnhof mit dem neuen großen Stationsgebäude
und der 1886 auf dem Kai von Sant' Andrea erbaute Staatsbahnhof.
Von Altertümern sind zu erwähnen: die Überreste eines römischen
Amphitheaters, eine römische Wasserleitung
[* 11] und ein Triumphbogen (Arco di Riccardo) aus der Kaiserzeit, welcher
als Stadtthor diente. In neuester Zeit sind auch im Küstenort SanBartolo Überreste römischer Bauwerke (mit Mosaikböden)
gefunden worden. Triést samt Gebiet zählte Ende 1880: 144,844 Einw., wovon auf die
Stadt 74,544, auf die Vororte 58,475 und auf das weitere Gebiet von Triést 11,825 entfallen.
Für Ende 1887 wurde die Bevölkerung mit 158,478 berechnet; 1810 zählte Triést erst 29,908 Einw. Die Bevölkerung ist aus den
verschiedensten Elementen zusammengesetzt. Die Mehrheit bilden Italiener, bez. italienisierte Südslawen (108,000), wie überhaupt
die Stadt einen vorwiegend italienischen Charakter hat. Doch gibt es in Triést auch zahlreiche Deutsche
[* 12] (über 6000,
meistens dem Beamten- und Handelsstand angehörig) sowie Angehörige andrer Nationalitäten, als Griechen, Engländer, Armenier,
Türken etc. Die Bauern der Umgegend sind Slowenen (im ganzen über 26,000), welche Sonntags in malerischer Tracht einhergehen.
Die Fischer und Seeleute sind meist Dalmatiner und Istrianer. Der Religion nach sind von der gesamten Einwohnerzahl 136,168
Die Drehersche Bierbrauerei
[* 18] in Guardiella versorgt nicht nur die Stadt mit diesem Getränk, sondern versendet es bis nach
dem fernen Osten. In zweiter Linie reihen sich die Gerberei, die Fabrikation von Seilen und Segeltuch, Möbeln,
Spielkarten und Zigarrettenpapier, Teigwaren, Essig, Schokolade, Wachskerzen, Weinstein, chemischen Präparaten etc. an. Auch die
Versendung von Fischen nach den an der Südbahn gelegenen Städten, insbesondere nach Wien,
[* 19] ist lebhaft. In Triést befindet sich
ferner die Leitung mehrerer in den südlichen österreichischen Provinzen gelegener industrieller Etablissements.
Die Umgegend von Triést produziert vorzüglichen Wein, Obst, Getreide,
[* 20] Öl und Steine. Seine eigentliche Bedeutung
verdankt Triést aber dem Handel. 1887 belief sich der Warenverkehr auf einen Gesamtwert von 665,2 Mill. Gulden, und zeigt derselbe
im Rückblick auf frühere Jahre eine ansehnliche, stetige Entwickelung (1857: 280,3, 1867: 320,2, 1877: 448,3
Mill. Guld.). Auf die Einfuhr kamen 1887: 342,1 (zur See 196,8, zu Land 145,3), auf die Ausfuhr 323,1
(zur See 175,5, zu Land 147,6) Mill. Guld. Die Hauptartikel sind in der Einfuhr zur See: Kaffee (1887: 328,000 metr. Ztr.), Wein
(306,000 metr. Ztr.), Südfrüchte (650,000 metr. Ztr.), Getreide (548,000 metr. Ztr.), Reis (110,000 metr.
Ztr.), Olivenöl (96,000 metr. Ztr.), Baumwollsamen-, Palm- und Kokosöl (79,000 metr. Ztr.), Petroleum (294,000 metr. Ztr.),
Baumwolle
[* 21] (617,000 Ztr.; von Ostindien,
[* 22] Ägypten
[* 23] etc.), Valonen (175,000 Ztr.), Kolophonium (102,000 Ztr.), Seesalz (104,000 metr.
Ztr.), Steinkohlen (659,000 Ztr.), Roheisen und Eisenwaren (75,000 Ztr.),
Faßdauben und andre Holzwaren (1 Mill. Stück), Farbholz (50,000 Ztr.), Indigo
[* 24] und andre Farb- und Gerbstoffe,
Sämereien, Tabak,
[* 25] Hanf, Jute,
[* 26] Häute und Felle, Gummiarten und Harze, Seefische, Pfeffer und andre Gewürze, Schwefel, Maschinen etc.
Die Hauptgegenstände des Exports zur See, welcher vorzugsweise die aus Österreich
[* 27] zugeführten Waren verfrachtet, zu einem
Teil aber auch auf dem Zwischenverkehr für die zur See importierten Waren beruht, sind: Spiritus
[* 28] (83,500
metr. Ztr.), Rum (49,000 metr. Ztr.), Wein (215,000 Ztr.), Bier (112,000 Ztr.), raffinierter Zucker
[* 29] (633,000 metr. Ztr.), Mehl
(533,000 metr. Ztr.), Papier (144,000 Ztr.), Baumwollwaren (31,000 Ztr.), Eisen
[* 30] u. Eisenwaren (140,000 Ztr.), Holzwaren, als
Faßdauben, Bretter etc. (34 Mill. Stück), Glaswaren (57,000 Ztr.), Zündhölzchen (55,000 Ztr.), Steinkohlen,
Maschinen, Kurzwaren, Juwelierarbeiten, Baumwolle, Schafwollwaren, Getreide und Reis, verschiedene Früchte, Sämereien, Kaffee
etc. Es landeten 1887 in Triést 8033 Schiffe
[* 31] mit 1,384,877 Ton. Gehalt (davon 3664 Dampfer mit 1,172,092 Triést) und liefen aus 8128 Schiffe
mit 1,393,524 TriéstGehalt (darunter 3678 Dampfer mit 1,174,893 Triést). Den größten Anteil an diesem Schiffsverkehr
haben außer der österreichisch-ungarischen die britische und italienische Flagge.
Nordöstlich von der Reede ist 1868-83 der neue Hafen angelegt worden. Derselbe umfaßt vier Molen, je 95 m
breit und 200-215 m lang, welche durch zwischenliegende Kaistrecken verbunden sind, wonach die Hafenanlage eine Ausdehnung
[* 38] von 1228 m erreicht; ferner einen äußern Schutzdamm (Wellenbrecher) von 1088 m Länge. Außerdem wurden in den
Bassins des neuen Hafens eiserne Anbindpfahlwerke, ferner an den Kais und Molen Eisenbahnanlagen und Kräne sowie endlich Warenlagerhäuser
hergestellt. Triést ist 1719 zum Freihafen erklärt worden.
Doch ist bereits bei Abschluß des österreichisch-ungarischen Zoll- und Handelsbündnisses von 1878 mit der Beseitigung der
Zollausschlüsse der Monarchie auch die Aufhebung des Freihafenprivilegiums von Triést prinzipiell ausgesprochen
und nur vorläufig noch für einige Jahre (bis 1891) aufgeschoben worden. Die großartige Bedeutung als Seehandelsplatz dankt
Triést übrigens nicht diesem Privilegium allein, sondern vor allem seiner geographischen Lage am Nordende des tief ins Festland
einschneidenden Adriatischen Meers sowie dem Umstand, daß sein offener Hafen für große Schiffe zugänglicher
ist als jener Venedigs.
Ungünstig wirkt dagegen das Triést gegen die Landseite umgebende unwirtliche und den Verkehr mit den Ländern des Donauthals hindernde
Karstgebirge, wodurch sich der Verbindung mit dem österreichischen, ungarischen und deutschen Bahnnetz große Schwierigkeiten
entgegenstellen.
VonTriést läuft denn auch nur eine große Eisenbahnlinie (Südbahn) aus, welche
sich in Nabresina in die Linie nach Wien, anderseits in die Linie über Cormons nach Italien teilt. Außerdem führt eine Zweigbahn
von Triést nach Herpelje zur Istrianer Staatsbahn; alle andern Projekte (LackerBahn, Predil- und als Fortsetzung die Tauernbahn)
scheitern an den technischen Schwierigkeiten und den Kosten. Die Entwickelung des österreichischen und
ungarischen Eisenbahnnetzes hat daher dem Handel Triests manchmal geradezu Abbruch gethan, wie insbesondere die Linien nach
Fiume
[* 39] und die Pontebbabahn.
Dazu kommt die auch in andrer Beziehung von der ungarischen Regierung wirksam unterstützte Konkurrenz des Fiumaner Hafens sowie
endlich manche Mängel in den Triester Handelsverhältnissen selbst. Infolge dieser Umstände ist trotz
der Eröffnung desSuezkanals und der dadurch erleichterten Verbindung mit Ostindien, der Einrichtung von subventionierten Schiffahrtslinien
nach Bombay,
[* 40] Kalkutta,
[* 41] Singapur
[* 42] und Hongkong der Aufschwung im Handels- und Schiffahrtsverkehr von Triést in den letzten Jahrzehnten
hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Neuestens sind durch Vervollständigung der Hafeneinrichtungen,
Anlage großer Lagerhäuser, Einführung von Differentialzöllen (ermäßigte Zollsätze für die zur See eingeführten Waren),
Subventionierung neuer Schiffahrtslinien des Lloyd (insbesondere nach Südamerika)
[* 43] Maßregeln zur Belebung des TriesterHafen-
und Handelsverkehrs ergriffen worden. Unter den zahlreichen Instituten¶
[* 3] Der Schiffsverkehr Triests zeigt im J. 1889 gegen 1888 sowie gegen die vorausgegangenen Jahre
eine nicht unerhebliche Zunahme. Es liefen im ganzen 8213 Schiffe von 1,447,940 Tonnen ein (gegen 7670 Schiffe von 1,368,706
im J. 1888) und 8192 Schiffe von 1,441,250 aus (gegen 7676 Schiffe von 1,365,845 Triest). Mit Ladung sind 6199 Schiffe von 1,283,385
Triest ein- und 6998 Schiffe von 1,316,358 Triest ausgelaufen. Von dem Gesamttonnengehalt aller ein- und ausgelaufenen
Schiffe kamen auf Segelschiffe 350,352, auf Dampfer 2,538,838 Triest. Der Warenverkehr hatte in der Einfuhr zur See einen Wert von
204,9, zu Lande von 156,1 Mill. Gulden, in der Ausfuhr zur See einen Wert von 156,1, zu Lande von 160,4 Mill.
Guld. Von diesen Verkehrsrichtungen weist die Ausfuhr zur See gegen die Vorjahre eine Abnahme, die übrigen Richtungen dagegen
eine mäßige Zunahme auf. Die wichtigsten Handelsartikel waren (in Mill. Guld.):
Insbesondere wird die Herstellung der Tauernbahn (Sachsenburg-Mallnitz-Schwarzach) behufs Abkürzung des Weges nach Deutschland
als dringlich verlangt. Auch werden für Triest die Vorteile in Anspruch genommen, welche Fiume von seiten Ungarns genießt. Was
die Schiffahrtsverbindungen betrifft, so sind von der österreichischen Regierung bereits Verhandlungen
wegen Reorganisierung des Lloyd (insbesondere wegen ausgiebigerer Subventionierung, Vermehrung der Dampferlinien, Tarifermäßigung
etc.) eingeleitet worden (s. Lloyd).
[* 3] ital. Trieste, reichsunmittelbare Stadt in Österreich, Hauptseehandelsplatz des Landes und einer der bedeutendsten
Hafen des Mittelländischen Meers, bis 1849 Hauptstadt des Guberniums Triest im Königreich Illyrien (s. d.),
jetzt Sitz der Küstenländischen Statthalterei, liegt am nordöstl. Ende des AdriatischenMeers, am Meerbusen von an den Linien
Wien-Graz-Triest (589 km) und Triest-Nabresina-Cormons (50 km) der Österr. Südbahn und Triest-Pola (128 km) der Österr.
Staatsbahnen
[* 50] (zwei durch die Rivabahn verbundene Bahnhöfe)
[* 51] und hat mit ihrem Gebiet 94,59 qkm und 1846: 53 310,
1850: 63 931, 1869: 109 324, 1880: 74 544, mit Vorstädten 133 019, mit ihrem Gebiet 144 844, 1890: 157 466 (75 493 männl., 81 973 weibl.)
meist kath. ital. E. (27 725 Slowenen, 7106 Deutsche), darunter 1369 Griechisch-Orientalische, 1302 Evangelische und 4708 Israeliten,
in Garnison das 97. küstenländisch-krain. Infanterieregiment. (Hierzu ein Plan: Triest, Fiume und Pola,
[* 52] nebst Straßenverzeichnis.)
Anlage, Straßen. Die Stadt, auf den nähern Hügeln teilweise mit immergrüner Vegetation umgeben, breitet sich amphitheatralisch
an den Abhängen des Karst aus und zerfällt in die Altstadt an und auf dem mit einem alten Kastell gekrönten
Schloßberg, in die von der Altstadt durch die belebteste StraßeVia del Corso geschiedene Neustadt oder Theresienstadt im N.
und in die Josephsstadt im SW. Die Altstadt hat enge und krumme Straßen, besonders in der ehemaligen Judenstadt, die teilweise
für Fuhrwerk unzugänglich sind; die Neustadt bildet regelmäßige Vierecke mit breiten, mit Quadern
gepflasterten Straßen, Plätzen und dem neuen Volksgarten (Giardino pubblico).
Kirchen. Die hoch gelegene KathedraleSanGiusto steht an der Stelle eines röm. Tempels, von dem Teile des Unterbaues und Säulen
[* 54] bloßgelegt sind; der jetzige Bau wurde im 14. Jahrh. durch die Vereinigung dreier aneinander stoßender Gebäude aus dem 6. Jahrh.
hergestellt: einer altchristl. Basilika,
[* 55] eines Baptisteriums und einer kleinen byzant. Kuppelkirche; an der
Façade
Bronzebüsten von Bischöfen und röm. Reliefbüsten von Gräbern; auf dem ehemaligen Friedhofe, dem jetzigen
Museo Lapidario, das 1832 errichtete Denkmal des 1768 in der Locanda Grande ermordeten Archäologen Winckelmann. Die Jesuitenkirche
(Santa Maria Maggiore) enthält ein großes neues Freskogemälde von Sante, die KircheSanAntonio (di Padova)
Nuovo, mit der Hauptfront dem CanalGrande zugekehrt, 1830 von Nobile im griech. Stil erbaut; die griech., griech.-illyr., evang.,
engl. Kirche, eine Mechitaristenkirche und zwei Synagogen.
Weltliche Gebäude. Das großartige Rathaus, das Tergesteum, eine in 4 Kreuzwege geteilte Glasgalerie,
welche nebst den anstoßenden Sälen als Börse dient, die stattliche alte Börse, jetzt Sitz der Handels- und Gewerbekammer,
der nach FerstelsPlänen erbaute Palast des Österreichischen Lloyd, das Gebäude der Nautischen Akademie mit dem städtischen
Ferdinand-Maximilian-Museum, welches unter anderm die vollständige Fauna des AdriatischenMeers enthält, und dem Altertumsmuseum,
der glänzend eingerichtete, mit Bildern und Skulpturen ausgeschmückte Palast des Baron Revoltella, jetzt
städtisches Museum, der Stadt geschenkt, das neue Dikasterialgebäude, das Teatro Fenice, an Stelle des großen Amphitheaters
Mauroner erbaut, und das größte Theater
[* 56] der Stadt Teatro Politeama. Von Altertümern sind bemerkenswert die Überreste eines
röm. Theaters, eine röm. Wasserleitung und ein altes Stadtthor (Arco di Riccardo).
Behörden. Triest ist Sitz des Statthalters des Küstenlandes (s. d.), Oberlandesgerichts, der Finanz-, Polizei-, Post- und Telegraphendirektion
für Triest, Görz
[* 57] und Gradisca und Istrien,
[* 58] der Seebehörde, eines Bischofs mit Domkapitel, eines Seebezirks- und Militärkommandos,
eines Landes-, Handels- und Seegerichts, einer Handels- und Gewerbekammer, vieler Konsuln, eines Platzkommandos
und der 55. Infanteriebrigade.
Unterrichts- und Bildungsanstalten. Triest hat eine k. k. Akademie (kommerzielle, nautische und Schiffbauabteilung) mit Observatorium
(45° 38' 34'' nördl. Br., 13° 45' 31'' östl. L. von Greenwich), ein ital. und
ein deutsches Gymnasium, eine ital. und eine deutsche Realschule, höhere Handelsschule (Stiftung von Revoltella),
Infanteriekadetten-, evang. und israel. Hauptschule, Mädchenschule der Benediktinerinnen, Hebammenschule, ferner eine öffentliche
Bibliothek (50000 Bände) mit wertvollen Sammlungen (Petrarchesca und Piccolominea), ein Museum für Archäologie, worin die
Sammlung aus dem Funde von Aquileja besonders hervorzuheben ist, die Società della Minerva (für litterar. Vorträge), eine
Gesellschaft für Garten- und Landbau, die Società adriatica di scienze naturali, die Società medica u. s. w.
An Wohlthätigkeitsanstalten bestehen ein großes Krankenhaus,
[* 59] ein Gebär- und Findelhaus, ein großes Armeninstitut, ein
israel.
Krankenhaus, eine Irrenanstalt, Elisabethinisches Mädcheninstitut u. a. T.hat eine mannigfaltige Industrie, darunter bedeutende
Seifensiedereien und eine Rosogliobrennerei, Kerzengießereien, Konfitüren-, Spielkartenfabriken, Lederzurichtereien, Pastetenfabriken,
eine Wachsbleiche, Seilereien, Brauereien, Eisengießereien, Maschinen-, Ölfabriken, Reisschäl-, Linoleumsabrik,
großartige Raffinerien für russ. Petroleum, zahlreiche
¶
mehr
Gewerbe, welche alle für die Marine erforderlichen Gegenstände liefern, und bedeutende Steinhauereien. Die zwei Schiffswerften
und zwar die des Österreichischen Lloyd (s. d.) und die des Stabilimento tecnico Triestino
haben eine gewaltige Ausdehnung; letztere baut auch Kriegsschiffe.
Handel und Verkehrswesen. Seine eigentliche Bedeutung erhielt Triest durch seinen Seehandel. Der Ort hat
sich seit der Mitte des 18. Jahrh. (1758 zählte er erst 620 Häuser und 6424 E.) von einem
unbedeutenden Seestädtchen durch stete Vermehrung des Verkehrs zu einem der größten Handelsplätze emporgehoben. Seinen
außerordentlichen Aufschwung verdankte Triest dem Umstande, daß es, seit 1719 vom KaiserKarl VI. zum Freihafen erklärt, von
vielen Hemmnissen der frühern österr.
Gesetzgebung befreit war. Die Verbesserungen der Bahnverbindungen (Gotthardbahn), welche die nordital. Häfen, besonders Genua
[* 61] begünstigten, der lebhafte und von der ungar. Eisenbahn- und Schiffahrtspolitik wirksam unterstützte
WettbewerbFiumes, die Eröffnung der orient. Eisenbahnen für den Levanteverkehr, die Ausgestaltung des Verkehrs auf den deutschen
Wasserstraßen und die Entwicklung der deutschen Schiffslinien nach dem Mittelmeer und dem Orient, alle
diese Umstände haben indessen das Handelsgebiet T.s eingeschränkt und ein Schritthalten mit andern Häfen verhindert. Hierzu
kam die Aufhebung der Freihafenstellung 1891, deren Folgen noch nicht überwunden sind.
Triest hat einen alten und einen großartigen neuen Hafen. Ersterer hat vier größere und mehrere kleinere
Molen, deren südlichste den 33 m hohen Leuchtturm trägt. Zwischen beiden Häfen erstreckt sich der 332 m lange und 15 m breite
Canal grande tief in die Stadt hinein; er wurde 1756 erbaut und nimmt größere Segelschiffe auf. 1867 wurde der neue
Hafen nach Plänen des franz. Ingenieurs Talbot von der Südbahn-Gesellschaft für Rechnung des Staates begonnen
und mit einem Kostenaufwande von 20 Mill. Fl. ausgeführt; er hat vier breite Molen und ist durch einen vorgelagerten Hafendamm
(1100 m lang) gegen Südwinde geschützt. Das nördlichste Bassin dient als Petroleumhafen. Die Molen haben Quais von 2800 m
Länge, 39,5 ha Fläche und 8,5 m Wassertiefe. Die Lagerflächen längs der Uferlinien haben eine Fläche von 26,1 ha und wie
die großartigen Lagerhäuser Eisenbahngleise und elektrische Beleuchtung.
[* 62]
Von der Einfuhr zu Lande kamen 1893: 483 739 t auf die Süd-, 104 082 t auf die Staatsbahn und 97 946 t
auf andere Wege;
die Mengen für die Ausfuhr waren 352 268, 120 993 und 7398 triest. Von der Einfuhr zur See entfielen
12,65, von der Ausfuhr 13,66 Mill. Fl. auf österr.-ungar. Schiffe.
Von den 1893-94 eingeführten 35000 t Agrumen im Werte von 3 bis 4 Mill. Fl. waren 648 267 Kisten Orangen, 375200
Limonen, 38211 Mandarinen und 2586 Kisten Cedretten.
Die Einfuhr zur See im Veredelungsverkehr betrug 1895: 45 292 t (Wert 3 981 665 Fl.), die Ausfuhr 16 527 (4 778 933 Fl.):
der Durchgangsverkehr 103 925 t und 31 450 Stück Vieh.
Handelsflotte des österr. Küstenlandes umfaßte Ende 1895: 126 Dampfer mit 104 937 Registertons und 2967 Mann Besatzung, ferner 4292 Segelschiffe
mit 46 845 Registertons und 9773 Mann;
davon waren 74 (96 998 Registertons) und 52 Segler (26 101) für lange Fahrt, 21 Dampfer
(7030) und 21 Segler (2997) für große und 31 Dampfer (909 Registertons) und 629 Segler für kleine Küstenfahrt. 75 Dampfschiffe
von 145 443 Brutto-Registertons entfallen auf den Österreichischen Lloyd (s. d.).
Der gesamte Schiffsverkehr im Eingang und Ausgang umfaßte von 1892 bis 1895:
Von Geld- und Kreditinstituten bestehen zu Triest eine Bankfiliale der Österreichisch-Ungarischen Bank, eine
Kommerzialbank, eine Filiale der Österreichischen Kreditanstalt, der Anglo-Österreichischen und der Union-Bank, eine Triester
Sparkasse und mehrere Banken. Triest ist der Sitz der ersten und größten österr. Versicherungsanstalten, insbesondere der Azienda
Assicuratrice, der großen Assicurazioni generali und der Riunione Adriatica di Sicurtà. Die großartigste Anstalt aber ist
der Österreichische Lloyd (s.d.), der (seit 1853) ein eigenes großes Arsenal in der Bucht von Servola
besitzt, welches nebst zwei Schiffswerften und einem Trockendock auch eine Dampfmaschinenfabrik und andere großartige Werkstätten
enthält.
Das Wappen von Triest ist ein von Gold
[* 65] über Rot quergeteilter Schild:
[* 66] im obern Felde ein gekrönter schwarzer Doppeladler;
die
untere von einem silbernen Querbalken durchzogene Schildeshälfte ist mit der lilienförmigen goldenen
Lanzenspitze des heil. Sergius belegt.
Das Ganze bedeckt eine goldene Krone. (S. Tafel: Wappen der Österreichisch-Ungarischen
Kronländer,
[* 64]
Fig. 14.) Die Landesfarben sind Rot-Weiß-Rot.
In der Umgegend der Stadt wächst ein guter Rotwein (Triestiner Stadtwein). Erst seit etwa 100 Jahren wurden
die nahen Hügel mit großen Kosten fruchtbar gemacht und die Gegend durch Anpflanzung von Obstbäumen und Weingärten, durch
Anlage von Landhäusern verschönert, zwischen denen sich die von KaiserKarl VI. zuerst angelegte sowie die im 18. Jahrh. erbaute
Kunststraße nach dem Dorfe Optchina (4 km von Triest, 1602 (5.), von dessen Obelisk (354 m ü. d. M.) aus
man eine prachtvolle Aussicht auf Triest und seinen Golf genießt, und die Österr.
Südbahn hinaufwinden. Andere bemerkenswerte Ortschaften der nächsten Umgebung sind die Dörfer Servola (2629 E.), an der
Bucht zwischen Triest und Muggia, mit den berühmten Pfahlaustern; Prosecco (1168 E.), bekannt durch
den schon bei den Alten beliebten Wein; Lipizza, ein kaiserl. Hofgestüt. Auf dem 230 m hohen, langen Hügelrücken (Cacciatore,
der Jäger) liegt die Villa Ferdinandea mit Parkanlagen; endlich das berühmte Lustschloß Miramare (s. d.).
Geschichte. Triest, das alte Artemidorus, das nachmalige Tergeste, teilte in den ältern Zeiten die Schicksale Istriens
und
wurde unter Vespasianus röm. Kolonie. Im Mittelalter wechselte es mehrfach seine Beherrscher, kam endlich 1382 an Österreich,
unter dessen Herrschaft es, mit Ausnahme der J. 1797-1805, wo es die Franzosen besetzten, und der Periode 1809-14, wo es einen
Teil der illyr. ProvinzFrankreichs bildete, verblieb. Es wurde von KaiserKarl VI. zum Freihafen
erklärt.
Von den schweren Verlusten während der Franzosenherrschaft erholte sich Triest nach und nach und wurde Rivalin, ja Besiegerin
Venedigs. Triest, welches den Titel einer Città fidelissima erhielt, ward 1818 nebst Gebiet von Österreich dem deutschen Bundesgebiet
für einverleibt erklärt. In der ital. und ungar.
Revolutionszeit hielt die Stadt treu zu Österreich. Vom Mai bis blockierte eine neapolit.-sardin. Flotte den Hafen.
Durch die kaiserl. Verordnung vom wurde Triest nebst Gebiet zu einer reichsunmittelbaren
Stadt erhoben. Nach dem Staatsgrundgesetz vom bildet es mit seinem Territorium ein eigenes Kronland
und sendet auf Grund des neuen Wahlgesetzes (1896) 5 Abgeordnete in das österr. Abgeordnetenhaus, und zwar 3 Vertreter der Stadt
Triest, 1 der Handels- und Gewerbekammer in Triest und 1 der allgemeinen Wählerklasse (gewählt durch allgemeines Stimmrecht). Der
Gemeinderat ist zugleich Landtag.
Vgl. Löwenthal, Geschichte der Stadt Triest (Triest 1857);
Scussa, Storia cronografica di Trieste (ebd.
1864; neue Aufl. 1885-86);
P. Ireno della Croce, Storia di Trieste (ebd. 1879);