deutsches
Königreich, hinsichtlich des Flächeninhalts
der fünfte, hinsichtlich der
Bevölkerung
[* 13] der dritte
Staat des
DeutschenReichs, erstreckt sich von 50° 10'-51° 29' nördl.
Br. und von 11° 53'-15° 4' östl. L. v. Gr. Mit
Ausnahme der kleinen
Parzellen Ziegelheim und Liebschwitz mit Traubenpreskeln bildet das
Königreich ein geschlossenes Ganze,
das im O. und N. von den preußischen
ProvinzenSchlesien
[* 14] und S., im W. von der
Provinz S., S.-Altenburg,
S.-Weimar und
Reuß,
[* 15] im
SW. von
Bayern
[* 16] und
Böhmen,
[* 17] im
Süden und SO. von
Böhmen begrenzt wird. Die ganze Grenzlinie hat eine
Länge
von 1226 km. Die größte Längenausdehnung von W. nach O. beträgt 210, die größte Breitenausdehnung
von N. nach
Süden 150 km. Nach allen übrigen Seiten offen, hat es nur gegen
Böhmen eine natürliche
Grenze.
SeinerBodenbeschaffenheit nach gehört S. fast ganz dem norddeutschenBerg- und Hügelland an und greift nur in seinem nördlichen
Teil in die Norddeutsche Tiefebene hinüber. Nur 0,5 Proz. der
Gesamtfläche liegt tiefer als 100 m über der
Ostsee, 58,5 Proz. erheben sich mehr als 250 m über dieselbe,
wovon 18,1 Proz. bis 550 m, 9,1 Proz.
550-700
m und 0,3 Proz. über 700
m. S. wird durch die
Elbe, deren enges
Thal
[* 18] sich nur zwischen
Pirna
[* 19] und
Meißen
[* 20] erweitert,
in zwei orographisch verschiedene Teile geschieden.
Das Gebiet östlich von der
Elbe wird von den nordwestlichen
Gliedern der
Sudeten und deren Vorhöhen erfüllt. Im äußersten
Südosten, um
Zittau,
[* 21] reicht ein Teil des sächsisch-böhmischen Sandsteingebirges herein mit den höchsten
Erhebungen des
ganzen Gebirgszugs, den Phonolithkuppen der
Lausche (796
m) und des
Hochwaldes (729 m) sowie dem Sandsteinkegel
des
Oybins (565 m). Von da an zieht sich längs der böhmischen
Grenze das
Lausitzer Gebirge (s. d.) hin als eine größtenteils
aus
Granit bestehende, wellige Hochfläche von 310-330 m
Höhe mit zahlreichen schroff aufsteigenden Kegelbergen, z. B. dem
Kottmar bei
Herrnhut (583 m), demLöbauerBerg (446 m) u. a.
¶
Gegen N. geht dieselbe allmählich in die sandige Tiefebene über, an deren Grenze noch als bedeutendere Berge der Rothstein
bei Sohland, das PulsnitzerGebirge mit dem Sibyllenstein (428 m), der isolierte Keulen- oder Augustusberg (409 m) und die KamenzerBerge hervortreten. Nach W. hin bildet dieses flache Terrain einen steil abfallenden Rand gegen das Elbthal
von Pillnitz abwärts (Porsberg 362 m) bis Niederau und tritt dann von Meißen abwärts mit immer niedriger werdendem Rand hart
an die Elbe heran, bis es nordwestlich von Großenhain
[* 25] ganz in die Ebene übergeht.
Die höchste, aber flachere Erhebung dieses Gebiets ist in S. der GroßeWinterberg (558 m) auf dem rechten Elbufer. Westlich
von der Elbe erstreckt sich das Hauptgebirge Sachsens, das Erzgebirge (s. d.), in einer Länge von 151 km
von den Quellen der Gottleuba in westsüdwestlicher Richtung bis über die Quellen der ZwickauerMulde und Zwota hinaus. Der Kamm
desselben ist eine einförmige, oft stundenbreite öde Sumpf- und Waldfläche ohne Paßeinschnitte von 700-850 m durchschnittlicher
Erhebung, über welche die höchsten auf sächsischem Gebiet liegenden Berge, der vordere (1217 m) und hintere
Fichtelberg (1213 m), emporragen.
Die bedeutendsten Höhen des Gebirges liegen auf böhmischem Gebiet; auf der sächsischen Nordabdachung zwischen Elb- und Zschopauthal
erheben sich nur der basaltische Geising (822 m) und der Kahlenberg (894 m). Eine Linie von Mittweida über
Nossen, Wilsdruff, Wesenstein, Berggießhübel begrenzt das über 325 m hohe Terrain, welches nur selten einen scharfen Abfall,
wie im Windberg (364 m) zum Plauenschen Grund, zeigt. Aus der Tiefebene erheben sich das kleine Oschatzer Grauwackengebirge
mit dem weithin sichtbaren Kolmberg (314 m) sowie die Hügelgruppen von Lübschütz bei Strehla und von
Hohburg, letztere mit dem Löbenberg (241 m) und dem Spitzberg (204 m). Eine etwas mannigfaltigere Gestaltung als der östliche
Gebirgsflügel zeigt der von dem Pöhlbach und der Zschopau im O. bis gegen Schöneck und Auerbach
[* 26] im W., von der böhmischen
Grenze im Süden bis Stein, Stollberg,
[* 27] Thum im N. reichende westliche.
Hier erreicht der Granulit des Schneckensteins 874 m, der Großaffenstein 746 m. An letztern schließt sich der
Höhenzug an, welcher, von 600 m mittlerer Höhe, die ZwickauerMulde im W. begleitet. Das Zentrum des Erzgebirges bietet infolge
der weitern Verbreitung des Granits und des Auftretens tafelförmiger Basaltberge abwechselnde Formen dar.
Hier erheben sich auf sächsischem Gebiet zwischen Muldequelle und Schwarzwasser nach SO.: der Rammelsberg (965 m), der Hirschkopf
(1006 m), der Brückenberg (964 m), der Auersberg (1019 m) und der Eselsberg (886 m), wegen ihrer ähnlichen Gestalt mit dem
gemeinsamen Namen der Auersberge bezeichnet.
S. ist reich bewässert, und zwar liegt es fast ausschließlich im Stromgebiet der Elbe (s. d.). Sie nimmt in S. auf: rechts
die Kirnitzsch, den aus der Sebnitz und Polenz gebildeten Lachsbach, die Wesenitz und die Priesnitz;
Der bedeutendste Nebenfluß der Elbe ist die Mulde, die mit ihren zwei bei
Klein-Sermuth sich vereinigenden Hauptarmen, der Zwickauer und der Freiberger Mulde, ein Gebiet von fast 5500 qkm (99,,6 QM.)
umfaßt und als bedeutendsten Zufluß die Zschopau mit der Sehma, Pöhla, Preßnitz und Flöha aufnimmt. Die WeißeElster (s. d.)
verläßt bald nach der Vereinigung ihrer Quellen und nach Aufnahme der Trieb und der Göltzsch S., betritt
es aber oberhalb Pegau wieder, um dann, verstärkt durch die Schnauder und die Pleiße mit Wihra und Parthe, jenseit der Grenze
in die Saale zu münden.
bei Stolpen, die Thermalbäder Wolkenstein (das wärmste von allen, 30° C.) und Wiesenbad, das Vitriolwasser zu Lausigk (Hermannsbad)
und das Schwefelbad Grünthal.
Der Flächenraum des Königreichs S. beträgt 14,992,94 qkm (272,29 QM.).
Es hat unter allen europäischen Staaten die dichteste Bevölkerung, im J. 1885: 3,182,003 Einw. in 707,088 Haushaltungen und
284,524 Hausgrundstücken, und trotzdem auch die stärkste jährliche Bevölkerungszunahme. Es zählte
1815: 1,178,802, 1830: 1,402,066, 1840: 1,706,276, 1864: 2,344,094, 1875: 2,760,786 Seelen. Männliche Einwohner sind 1,542,405,
weibliche 1,639,598. Es kommen auf 1 qkm 212,2 Einw., auf die Kreishauptmannschaft:
Am dichtesten bevölkert ist, abgesehen von den Bezirken der Großstädte, die industriereiche Amtshauptmannschaft Glauchau
mit 396,3 Einw. auf 1 qkm, am dünnsten das rein landwirtschaftliche
sandige Niederland rechts der Elbe und das unwirtliche Oberland. Die Zahl der Gebornen überragt die der Gestorbenen jährlich
um ca. 40,000 = 3 überschießende Geburten auf 1 qkm. Die Zahl der Auswanderer betrug 1887: 2434, der durchschnittliche
AnteilSachsens an der deutschen Auswanderung 3,3 Proz., dagegen die der in S. aufgenommenen Fremden 3694 gegen 236 aus dem sächsischen
Staatsverband Entlassene. S. hat 143 Städte und 3118 Landgemeinden (920 Rittergüter). In Städten wohnen
1,340,881 (= 42,1 Proz.), auf dem Land 1,841,122 Menschen.
Unter den Städten hat eine (Dresden) mehr als 200,000 Einw., eine zwischen 150-200,000, eine über 90,000, eine über
30,000, vier zwischen 20,000 und 30,000, vier zwischen 15,000 und 20,000, acht zwischen 10,000 und 15,000, aber auch sechs
weniger als 500 Einw. Fünf Landgemeinden hatten mehr als 10,000 Einw.; die volkreichste der letztern war Reudnitz (18,824
Einw.), welches aber nebst andern Vorstadtdörfern 1889 in die Stadt Leipzig einverleibt wurde. Der Abstammung nach sind die
Bewohner teils germanisierte Slawen, teils aus Thüringen und Franken eingewanderte Deutsche.
[* 51] In der Lausitz
wohnen noch 49,916 Wenden. Dem religiösen Bekenntnis nach zählte man 1885: 3,064,564 (96,31 Proz.) Lutheraner, 86,952 (2,79
Proz.) Römisch-Katholische, 2539 Apostolisch-Katholische, 10,193 Reformierte, 2155 Deutschkatholiken, 7755 (1834: 850)
Israeliten
etc. Bodenbenutzung, Land- und Forstwirtschaft.
Den wenigsten Wald hat die Amtshauptmannschaft Borna: 9,49 Proz., den meisten die Amtshauptmannschaft Schwarzenberg: 64,61 Proz.;
das meiste Acker- und Gartenland hat die Amtshauptmannschaft Leipzig: 75,30 Proz., das wenigste die Amtshauptmannschaft Auerbach:
23,66 Proz. Der Boden wird in allen Höhenstufen in nahezu gleichem Verhältnis zu landwirtschaftlicher
Kultur benutzt, indem von der dazu benutzten Fläche noch 8,5 Proz. auf die Höhenlage von 550-700 m und 0,9 Proz. auf die über 700 m
entfallen;
denn die Dichtigkeit der Bevölkerung drängt auch dort zu intensiver Bodenbenutzung, wo die klimatischen Verhältnisse
derselben nicht günstig sind. Im Vergleich zu andern Ländern des Reichs nimmt S. insofern eine sehr abweichende
Stellung ein, als nur Berlin
[* 52] und die Hansestädte einen geringern, alle andern Länder und Provinzen aber einen erheblich größern
Prozentsatz an landwirtschaftlicher Bevölkerung haben. Im J. 1882 gehörten der Land- und Forstwirtschaft an 19,8 Proz. der
Gesamtbevölkerung, der Industrie, demBerg-, Hütten- und Bauwesen 58,21, dem Handel und Verkehr 10, den
persönliche Dienste
[* 53] Leistenden 0,82, sonstigen Hand- und Tagelöhnern 0,96, dem Heer 1,06, allen sonstigen Berufsarten 3,86;
ohne Beruf waren 5,11 Proz. Von der gesamten landwirtschaftlich benutzten
Fläche kommen 25,7 Proz. auf die kleinen Betriebe von 1-10 HektarGröße, 57,2 Proz. auf die mittlern
von 10-100 Hektar; nur einer hat mehr als 1000 Hektar. Die Regel ist also der mittlere bäuerliche Betrieb; Zwergwirtschaft
und Großbetrieb treten daneben wesentlich zurück. Die meisten großen Güter liegen im LeipzigerKreis,
[* 54] die meisten mittlern
im Dresdener, die meisten kleinen im Zwickauer. Der Ernteertrag war im J. 1886 an: