
Schænnis
oder
Schennis (Kt. St. Gallen.
Bez. Gaster).
425 m. ^[Ergänzung: Auch Schænis geschrieben.] Grosse Gemeinde und stattliches Pfarrdorf,
in der Linthebene am W.-Fuss des
Schänniserberges und an der Strasse
Rapperswil-Ziegelbrücke-Weesen.
Station der Linie
Zürich-Rapperswil-Ziegelbrücke. Postbureau, Telegraph, Telephon. Die 4044 ha umfassende Gemeinde zieht
sich vom
Linthkanal bis zum
Speer hinauf und umfasst die beiden Pfarrdörfer Schännis
und
Maseltrangen, sowie die
Dörfer
Rufi
und Dorf und zahlreiche
Weiler, Häusergruppen und Einzelhöfe (so besonders am
Rütiberg).
Zusammen: 355 Häuser, 1876 Ew. (wovon 149 Reformierte);
Dorf Schännis:
67
Häuser, 407 Ew. Das
höchstgelegene
Haus der Gemeinde befindet sich am
Schänniserberg in 865 m. Die Gemeinde besitzt zehn grosse Alpweiden.
Land und Alpwirtschaft,
Viehzucht. Seidenweberei und Stickerei als Hausindustrien. Eine elektrotechnische Werkstätte. Zahlreiche der Bewohner von
Schännis
arbeiten in der Weberei und
Spinnerei
Ziegelbrücke, sowie in der Seidenweberei in
Weesen und
Steinerbrücke.
Drei ^[Berichtigung: Fünf] Käsereien. Ehemals bedeutende Pferdezucht. In der Linthebene wird viel Streue
gewonnen. Holzflösserei auf dem
Linthkanal. Vor 1798 trat in Schännis
die Landsgemeinde und von 1831 bis 1861 die Bezirksgemeinde
des
Gaster zusammen.
^[Ergänzung: Ist heute von neuem Bezirkshauptort.] Neue eiserne
Brücke über den
Linthkanal. Im Schännis
erriet
hat man Entwässerungsarbeiten vorgenommen und Gräben gezogen. Sekundarschule. Armen- u. Waisenhaus, Suppenanstalt für
arme Schulkinder, Mädchenheim (für Fabrikarbeiterinnen). Heimat des Oberst-Divisionärs
Dom. Gmür.
Alte Kirche (ehemals
Stiftskirche) mit spätgotischem Chor aus 1507, dreischiffiger Säulenbasilika mit südlichem Querschiff und Krypta aus dem
Beginn des 11. Jahrhunderts und Glockenturm aus 1487. Das adelige Damenstift Schännis
wurde im Beginn
des 9. Jahrhunderts von Hunfried, Gaugrafen von Kurrätien gegründet, durch ihn, die
Grafen von
Lenzburg und
Kiburg mit vielen
Gütern begabt und durch Friedrich I. gefürstet.
Schænniserberg - Schaf

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Unter der Schirmvogtei von
Habsburg (1264-1438) und der
Stände Schwyz
und Glarus
(1438-1798) büsste es den grössten
Teil seiner
Güter ein. Nach den aus dem 16. Jahrhundert datierenden Stiftsstatuten war zum Eintritt in das Stift der Nachweis
von 16 adeligen Ahnen in ununterbrochener Reihenfolge gefordert. Der Versuch des päpstlichen Nuntius, in Schännis
eine
klösterliche Reform nach den Normen des
Trident. Konzils durchzuführen, scheiterte an dem Proteste des
Stiftes, das an der Hand uralter Privilegien ein frei weltliches Stift und nicht ein Kloster zu sein prätendierte und seine
Statuten und Privilegien durch den Nuntius (1607) approbieren liess. Im Jahre 1811 wurde es durch Beschluss des Grossen Rates
von St. Gallen
aufgehoben. Das von
Graf
Ulrich von
Lenzburg im Anfang des 11. Jahrhunderts wieder neu aufgebaute Stiftsgebäude
wurde 1304 durch die
Eidgenossen bei einem Ueberfalle ins
Gaster niedergebrannt. Neuerdings wurde der im Quadrat erstellte
Bau samt Kreuzgang
¶
mehr
und wertvollem Archiv 1585 ein Opfer der Flammen. Nachdem er mit fremder Beihilfe, besonders auch seitens der eidgen. Stände, wieder notdürftig erstellt worden war, ward er 1610 durch Brandstiftung schon wieder in Asche gelegt. Wiederum waren es die eidgenössischen Stände, schweizerische und süddeutsche Prälaten und Gotteshäuser, sowie der süddeutsche Adel, welche dem verarmten Stifte zur Erstellung des noch jetzt bestehenden einfachen Gebäudes beistanden.
Mit finanzieller Unterstützung durch die süddeutsche Ritterschaft ward 1784 ein zweiter Flügel gegen W. erstellt, der heute noch mit dem alten Bau des «Linthhof» im Privatbesitz sich befindet. Auf einem aus der Römerzeit stammenden quadratförmigen Unterbau (offenbar einem ehemaligen Wachtturm) erhebt sich der St. Gallusturm, im Volksmund früher auch Heidenturm genannt, ein runder und unregelmässiger Bau mit romanischen Schalllöchern, der spätestens aus dem 12. Jahrhundert datiert. 1891 wurde der Turm, den noch die Mauer des Friedhofes umschliesst, mit Bundesbeitrag restauriert.
Andere interessante historische Merkwürdigkeiten sind die St. Sebastianskapelle (s. diesen Art.), die Ruine Windegg auf einem Ausläufer des Schänniserberges, die Ueberreste einer römischen Festungsanlage auf dem Biberlikopf (570 m), das Hotzedenkmal an der Stelle, wo General Hotze am gefallen ist, und die St. Leonhardskapelle in Rufi, die aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammt und 1899 restauriert worden ist. In Rufi stehen auch noch zwei Häuser aus dem 16. Jahrhundert.
Schännis
ist die älteste Pfarrei im Lande Gaster. Rufi, Dorf und Rütiberg waren 1178 Eigentum des Stiftes Schännis. Am wurde
ein grosser Teil des Dorfes eingeäschert. Fund einer römischen Statuette nahe Ziegelbrücke; römischer
Wachtturm auf dem Biberlikopf. Urkundlich erscheint der Ort zum erstenmal 973 als Schennines;
1045: Skennines;
1178: Scennins;
1185: Schennis;
1230: Shennis. Der Name ist wohl von dem eines Besitzers aus der Zeit römischer Herrschaft abzuleiten.
Bei Maseltrangen befindet sich eine Letzi. Vergl. Gubser, Jos. Meinr. Geschichte der Landschaft Gaster bis zum Ausgange des Mittelalters. Diss. St. Gallen 1900: Fraefel, A. Kreuz und Löwe, Geschichte des Stiftes Schännis. Uznach 1903; Gmür, M. Rechtsgeschichte der Landschaft Gaster. Bern 1905.