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Begründer der Dynastie der Idrisiden (s. d.), wel- cher der Linie des Hassan angehörte, war ein seidi- tischer Prätendent. 1197 gründete ein der Linie Hassan angehörender Imam in Jemen, wo die S. seit Jahrhunderten erfolgreiche Propaganda be- trieben, ein seiditisches Neich. Die noch jetzt herr- schenden Imame von San'a sind S. Seidl, Gabriel, Banmeistcr, geb. zu München, [* 3] studierte an der dortigen Polytechnischen Schule, wurde jedoch zunächst Maschinentechniker in der MaffeischenLokomotivfabrik,besuchte seit 1808 die Münchener Hochschule, machte den Feldzug 1870/71 mit Auszeichnung mit und wendete sich jetzt erst der Baukunst [* 4] zu, die er unter G. Neurc-uthcr an der .Hochschule studierte.
Wormditt - Worms

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Worms.Seit 1876 begann er eine weit- verzweigte Privatbauthätigkeit, in der er namentlich die Innendekoration mit feinem Sinn für das Ein- fache und Anheimelnde pflegte. Unter seinen Bauten sind hervorzuheben: das Deutsche [* 5] Haus am Karls- platz zu München (1878), die Rathäuser zu Ingol- stadt (1882), Worms [* 6] (1884), die Wohnhäuser [* 7] I'. C. Schocns in Worms, Franz von Lenbachs und F.A. von Kaulbachs in München, Villa Heyl in Darm- stadt, Schloß Vüdeshcim für den Grafen Oriola, die Bierhäuserfürdas Spatenbräu in Berlin, [* 8] Münchener Kindl in Strahburg, den Arzberger- und Franzis- kanerkeller, die St. Annakirche (1888-92) in Mün- chen, die Gottliebcnkapclle in Herrnsheim bei Worms (1893), Schloß Repten in Schlesien [* 9] für Graf Guido Henckelvon Donnersmarck(1894).
Gegenwärtig istS. mit dem Bau des neuenBayrischenNatioualmnseums und des Münchener Künstlerhauses beschäftigt. Seidl, Joh. Gabriel, österr. Dichterund Schrift- steller, geb. in Wien, [* 10] studierte da- selbst die Rechte, dann Philologie und trat schon damals schriftstellerisch auf. 1829 wurde S. Gymna- sialprofessor zu Cilli in Steiermark, [* 11] von wo er 1840 zum Kustos am Münz- und Antikenkabinett zu Wien berufen ward. Seit 1848 war er Mitglied der Akademie der Wissenschaften daselbst. S. wurde 1856 zum k. k. Hofschatzmeister ernannt und starb zu Wien.
Unter seinen Dichtungen stehen die lyrischen, namentlich seine Balladen und Romanzen, obenan; auch seine mundartlichen Dich- tungen: «Gedichte in niederösterr. Mundart» (Wien 1844),
haben viele Verbreitung gefunden. Hervor- zuheben sind besonders: «Dichtungen» (3 Bde., Wien 1826-29),
«Bifolicn» (ebd. 1836; 5. Aufl., ebd.1855), «Liedertafel» (ebd. 1840),
«Lieder der Nacht» (2. Aufl., ebd. 1851),
Tirol

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Tirol.«Natur und Herz» (3. Aufl., Stuttg. 1859). Alle feine Gedichte sprechen durch tiefes und warmes Gefühl, Reinheit des Sinnes und Geschmacks und Wohllaut an. Weniger bedeutend sind S.s Er- zählungen; auch seine Dramen, z. B. «Das erste Veilchen», «Die Unzertrennlichen» und mchreres nach fremden Vorbildern Gearbeitete, erregten we- niger Aufmerksamkeit, bis er mit den Lokalstücken «'s letzte Fcnsterln» und «Drei Jahre nach'm letzten Fensterln» hervortrat, die großen Beifall fanden. Seine «Gesammelten Schriften» (Auswahl) erschie- nen in 6 Bänden Wien 1877 - 81. An seine hei- matlichen Studien schließen sich an: «Wanderungen durch Tirol [* 12] und Steiermark» (Lpz. 1840),
«Sagen und Geschichten aus Stciermark» (Graz [* 13] 1881),
und akademische Arbeiten, wie «Beiträge zu einer Chro- nik der archäol. Funde in der östcrr. Monarchie» (6 Hefte, Wien 1851-56),
«Über den Dolichenus- kult» (nebst Nachtrag, ebd. 1854) u. s. w., sowie mehrcres Epigraphische. Sein neuer Text zu Haydns «Gott erhalte u. s. w.» wurde 1854 offiziell als österr. Volkshymne anerkannt. Seidlitzer Salz, [* 14] soviel wie Bittersalz (s. d.). Seidlitzpulver, s. Brausepulver. Seidschütz oder Saidschitz, czech. Z^ecice, Dorf in der österr. Vezirkshauptmannschc^uv.d dem Gerichtsbezirk Vrüx in Böhmen, [* 15] zur Gemeinde Zoch- petfch gehörig, hat (1890) 134 E. und eine berühmte Bitterwasserquelle, deren Wasser versandt wird.
Seife
, ein zum Waschen dienendes chem. Produkt, entstebt beim Versicden von
Fetten mit ätzenden Lau- gen (Kali- oder Natronlauge) sowie beim Neutrali- sieren von
Fettsäuren (z. B. Olsäure; im
Handel
Olem genannt) mit
Alkalien oder kohlensauren
Alkalien. Die Verseifung (Saponifikation) ist ein chem. Prozeß. (S.
Glyceride.)
Die Fette sind Gemische von Fettsäurcglycerylcstern, d. h. sie enthalten ver- schiedene
Fettsäuren und einen
Alkohol, das
Gly- cerin.
Beim Erhitzen mit verdünnten Laugen (wai- serigen Lösungen von Atznatron oder Atzkali) wird das Glycerin abgespalten, während die Fettsäuren sich mit dem Natron oder Kali der Laugen verbin- den und so in settsaure Salze von Natron oder Kali (settsaure Alkalien) übergehen. ^Glycerin und fett- saure Alkalien lösen sich im Wa^er. Wird nun die Lösung kunstgerecht eingedampft, so geht sie in eine dicke, aber klare leimige Flüfsigkeit, den leisen - leim, über. Läßt man diesen Leim erkalten, fo wird er fest, wenn Natronlauge, dagegen fchmierig, wenn Kalilauge verwendet wurde.
Öle und Fette liefernd

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Öle.
Die so erhaltene S. heißt Leimseife
, die mit Kalilauge bereitete insbesondere Schmierseife.
Gute Schmierigen
sind nur aus bestimmten Fetten zu erhalten, unter denen die trocknenden Öle,
[* 16] namentlich Leinöl, vor- herrschen müssen.
Ebenso werden Natronleimseifen
am besten unter Mitvcrwendung vonKokos- und Palmkernöl dargestellt. Diese beiden Fette besitzen
übrigens auch die bemerkenswerte Eigenschaft, daß fie sich verseifen
, wenn man sie im geschmolzenen
Zustande mit einer eben ausreichenden Menge von konzentrierter Natronlauge vcrrübrt.
Man bekomm! auf solche Weise eine besondere Art der Leimseifcn, nämlich die kalt gerührten S. Läßt man den Eeifenleim nicht einfach erkalten, sondern rührt man Kochsalz ein, so scheidet sich die S. aus, da sie in Salzwasser unlöslich ist, und wird bei genügendem und richtigen: Weitersieden wasser- arm und schaumfrei. Die so erhaltene S. heißt Kernseife. Sie besteht aus einem wasserhaltigen Gemisch von fettsauren Alkalien. Die wässerige Flüssigkeit, welche sich beim Kernsieden zu unterst absondert, heißt Nnterlauge und enthält als wich- tigen Bestandteil das Glycerin, daneben Kochsalz, überschüssiges Alkali, Verunreinigungen verschiede- ner Art. Das Glycerin kann aus der Unterlänge gewonnen werden.
Auch ein Kaliseife
nleim wird durch Kochfalz ausgesalzen; die
Kernseife enthält dann aber Kali und Natron.
Ehe
Soda und
Atz-
natron in größern Mengen in den
Handel kamen, wurde vorzugsweise solche Kalinatronseife
(alte
deut- sche
Kernseife) fabriziert.
Kernseifen sind entweder krystallinisch, in welchem Falle in der körnigen Hauptmasse, dem
Kern, oft amorphe
Adern, der
Fluß, auftreten und durch ihre Färbung den Mar- mor der S. bilden, oder sie sind amorph (glatt). Die glatten
Kernseifen
werden als abgesetzte oder als geschlissene S. hergestellt. Für erstere wird Kokos- oder Palmkernöl mitverwandt und
un- voll'kommen ausgesalzen, wobei sich unter der S.
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