Der
Schwerpunkt
[* 5] seiner künstlerischen Bedeutung beruht jedoch in seinen
Radierungen, welche ebensosehr durch geistvolle, bravourmäßige
Technik wie durch lebendige Auffassung fesseln. In diesen
Radierungenist er ein bitterer Satiriker der politischen, kirchlichen
und gesellschaftlichen Zustände seiner Zeit. Eine 1793 bis 1798 entstandene Sammlung derselben ist unter dem
Namen Caprichos
bekannt, eine andre trägt den
Titel:
»Los desastres de la guerra« (das Unglück des
Kriegs). Goya y Lucientes starb in
Bordeaux.
[* 6] Er besaß eine bewundernswerte Geschicklichkeit, mit wenigen Pinselstrichen ein
Individuum auf das treffendste zu
charakterisieren; aber durch zu sichtbar hervortretendes
Streben nach
Effekt und eine nicht selten an Nachlässigkeit
grenzende Kühnheit werden seine
Schöpfungen oft zu manieriert und inkorrekt in der
Zeichnung. Ein echter
Spanier, wußte er
allen seinen Werken ein nationales, volkstümliches Gepräge zu geben.
Vgl.
Yriarte, Goya y Lucientes, sa biographie etc. (Par. 1867);
Lefort, Francisco Goya y Lucientes, étude biographique et critique (das. 1877).
Das
Klima
[* 9] im
Süden ist gesund, im tiefer gelegenen
Norden
[* 10] aber herrschenFaulfieber, und dort soll es auch
Gegenden geben, wo selbst die
TiereKröpfe haben. Die Einwohner (1883: 191,711, ohne die wilden
Indianer, aber einschließlich
von 6711 Sklaven, 1872: 10,652 Sklaven) bestehen vorwiegend aus
Mischlingen von
Negern,
Indianern und
Weißen. Die
Goya-Indianer,
nach denen die
Provinz genannt ist, sind längst ausgestorben; aber große Gebiete sind noch im
Besitz
von wilden
Indianern, von denen nur wenige sich auf den vom
Staat unterhaltenen
Missionen angesiedelt haben.
Viehzucht
[* 11] bildet die Haupterwerbsquelle, und ungebildete Viehbesitzer (Vaqueiros) stehen an der
Spitze derGesellschaft. Der
Ertrag des
Landbaues genügt kaum dem Lokalbedarf. Eine fabrikmäßige
Industrie besteht noch nicht, die
Gold- und Diamantengruben, einst eine
Quelle
[* 12] des
Reichtums, sind erschöpft, und die andern Mineralschätze des
Landes
(Eisen,
[* 13] Steinsalz) liegen vernachlässigt. An Verkehrswegen fehlt es, doch befahren seit 1869 kleine
Dampfer den
Araguay und den untern
Tocantins. Goyaz zog schon im 17. Jahrh.
Gold- und Diamantensucher an, wurde aber erst 1722 von dem
Paulisten
Bartolomeo Bueno da
Silva in
Besitz genommen. Von 1749 bis 1755 betrug der Goldertrag jährlich an 6 Mill. Mk., aber seitdem
verminderte er sich von Jahr zu Jahr. Die öffentlichen
Einnahmen betrugen 1883-84: 124,108, die
Ausgaben 601,313
Milreis.
KeineProvinzBrasiliens hat seit der Unabhängigkeitserklärung so wenige Fortschritte gemacht wie diese. -
Die gleichnamige Hauptstadt (früher
VillaBoa) liegt an einem Nebenfluß des
Araguay, dem
Rio
[* 14] Vermelho, der 70 km von der Stadt
schiffbar wird, hat aus ihrer bessern Zeit noch ansehnliche öffentliche Gebäude, wie
Kathedrale, Regierungspalast und
Rathaus,
und 8000 Einw.
(Goien), Jan van, holländ.
Maler und Radierer, geb. zu
Leiden,
[* 15] lernte bei Isack
van Swanenburg und
Jan de Man daselbst, dann bei Willem Gerritz in
Hoorn, soll dann nach
Frankreich gegangen sein und ließ
sich 1632 im
Haag
[* 16] nieder, wo er sich bei
Esaias van de
Velde, der einen entscheidenden Einfluß auf ihn
übte, in der
Landschaftsmalerei weiter ausbildete. Er starb Ende April 1656 daselbst. Seine sehr zahlreichen
Landschaften
und
Marinen, die fast in allen öffentlichen
Galerien und in vielen Privatsammlungen vorkommen, waren anfangs in dem schweren
bräunlichen
Ton des
Esaias van de
Velde gehalten, gingen aber bald in einen warmen gelben, goldigen und
schließlich silbernen
Ton über, dessen Gesamtharmonie nur durch die bunte
Staffage unterbrochen wurde. Er war der erste Tonmaler
der holländischen
Schule.
Léon, franz. Schriftsteller, geb. zu
Marseille,
[* 31] kam 1828 nach
Paris, wo er als
Kommis
in eine Buchhandlung trat, ward dann Mitarbeiter am
»Figaro« und »Corsaire« und schrieb im
Lauf der Zeit
mit steigender
Fruchtbarkeit¶