Treitschke
,
Kiel (Stadt)

* 9
Kiel.
Heinrich
Gotthard von, namhafter Geschichtschreiber und
Publizist, geb. zu
Dresden,
[* 2] Sohn des 1867 gestorbenen
sächsischen
Generalleutnants
v. Treitschke
, studierte in
Bonn,
[* 3]
Leipzig,
[* 4]
Tübingen
[* 5] und
Heidelberg,
[* 6] war 1858-63
Privatdozent
der Geschichte in
Leipzig, dann
Professor in Freiburg,
[* 7] legte aber 1866 wegen der
Haltung
Badens in der deutschen
Krisis sein
Amt nieder und
ging nach
Berlin,
[* 8] wo er die Leitung der »Preußischen
Jahrbücher« übernahm, zu deren thätigsten Mitarbeitern er seit 1858 gehört
hatte. Im
Herbst 1866 als
Professor nach
Kiel
[* 9] berufen, erhielt er 1867 den durch
Häussers
Tod erledigten
Lehrstuhl in
Heidelberg, von wo er 1874 als
Professor nach
Berlin ging. 1871-88 war er liberales Mitglied des
Reichstags. Nach
Rankes
Tod wurde er zum Historiographen des preußischen
Staats ernannt. Treitschkes
Schriften sind: »Die
Gesellschaftswissenschaft«
(Leipz. 1859);
»Historische und politische Aufsätze« (5. Aufl., das. 1886, 3 Bde.);
»Zehn Jahre deutscher Kämpfe 1865-74« (Berl. 1874, 2. Aufl. 1879) sowie die kleinern: »Der Sozialismus und seine Gönner« (das. 1875);
»Der Sozialismus und der Meuchelmord« (das. 1878);
»Zwei Kaiser« (das. 1888).
Auch gab er »Vaterländische Gedichte« (2. Aufl.,
Götting. 1859) heraus.
Sein Hauptwerk ist die »Deutsche
[* 10] Geschichte im 19.
Jahrhundert«, von welcher bisher 3 Bde.
(Leipz. 1879-85, bis 1830 reichend) erschienen sind. In diesem auf sehr gründlichen Forschungen
beruhenden und glänzend geschriebenen
Buch prägten sich Treitschkes
leidenschaftlicher
Patriotismus und seine Abneigung gegen
den herkömmlichen Liberalismus so scharf aus, daß es vielfach auf
Widerspruch stieß, wie er denn durch
einige tadelnde
Artikel gegen die Überhebung mancher
Juden sich deren
Haß zuzog, was zum
Anlaß wurde, daß er im Juli 1889 von der
Leitung der »Preußischen
Jahrbücher« zurücktrat.